Der Frauenmörder im Club
Am Freitagabend: Theater im „Schwarzen Schaf“
Theater im Club – geht das? Richard Goerlich, Betreiber des „Schwarzen Schafes“ in der Ludwigstraße, will es einmal mehr herausfinden und hat das Ensemble „What you see is what you get“ eingeladen. Am morgigen Freitag zeigt es eine „theatrale Installation nach Motiven aus Robert Musils ‚Mann ohne Eigenschaften‘“. Die Clubkultur habe sich verändert, so Goerlich – es sei an der Zeit, Neues auszuprobieren.
Der Versuch, Clubszene und Theaterkultur miteinander in Verbindung zu bringen, kommt nicht von ungefähr. Zum einen bringt Goerlich aus seinem früheren Job als Beauftragter für die Augsburger Popkultur Erfahrung und Connections mit, zum anderen kennt er als langjähriger Club-Betreiber die Interessen seiner Besucher. Im kürzlich umgebauten „Schaf“ hält Goerlich eine Synthese von Pop und Theater für machbar – ob’s klappt, weiß er trotzdem nicht: „Wir würden sowas gerne öfter machen im Schaf, aber zunächst ist es ein Versuch.“ Anders ausgedrückt: Wenn ausreichend Publikum kommt, gibt’s weitere Experimente, wenn nicht, ist das Projekt „Theater im Club“ zumindest vorläufig gestorben. Allerdings könnte sich der Besuch des „Schafes“ am Freitagabend durchaus lohnen: Immerhin ist das angekündigte Stück im Münchner Club „Rote Sonne“ schon erfolgreich gelaufen. Und das Thema – die Gedankenwelt des wahnsinnigen Prostituiertenmörders Christian Moosbrugger – ist düster genug, um eine spannende Inszenierung erwarten zu lassen. Die Programmankündigung beschreibt diesen Moosbrugger als einen „Grenzüberschreiter, frei von den Zwängen der Gesellschaft, ihren Schubladen und Etikettierungen. Er ist das, was wir alle gern wären: individuell. Ein loderndes Ich. Er ist ein Wunschtraum, ein Irr-Sinn und ein Albtraum zugleich.“ Nach dem grauenerregenden Mord an einer Prostituierten sitzt Mossbrugger im Gefängnis. Im „Schwarzen Schaf“ leihen drei Darsteller dem Killer ihre Stimmen und nähern sich dabei dem Unaussprechlichen. Kann die „normale Welt“ den Psychopathen verstehen? Auch Psychiater, Gerichtszeichner, und ein passionierter Leser der Bild-Zeitung treten auf.
Ein zentrales Moment des Abends bildet die Musik: das Stück ist eingebettet in ein Gewirr aus Geräuschen, technoiden Soundfetzen und melodischen Sounds. Und wird damit vielleicht auch zum Teaser für das, was danach kommt: Die „ganz normale“ Clubnacht, die man aber womöglich nach solch einem Intro auf ganz neue Weise erleben kann.
Freitag, 5. Juli 2013 – Schwarzes Schaf, Einlass 20:00 Uhr, Beginn 20:30 Uhr.
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