Der Fall Cogal
Kommentar von Siegfried Zagler
Zu den politischen Reaktionen bezüglich des Interviews des Augsburger Vorsitzenden des Integrationsbeirates könnte man viel sagen. Zu Tugay Cogals politischer Haltung muss man nicht viel sagen: er hat keine.
Man muss nicht darauf hinweisen, dass die politische Kultur in Deutschland in einer bemerkenswerten Weise in den vergangenen zehn bis fünfzehn Jahren eine unmissverständliche Sprache gegenüber den Feinden der offenen Gesellschaft entwickelt hat. Es handelt sich dabei um eine Sprache der Abgrenzung, um eine politische Sprache, deren ritualisierte Entschiedenheit und deren Tendenz zur reflexartigen Entrüstung relativ einfach zu erlernen ist. So schlicht diese Sprache gegen die ewig Gestrigen daherkommt, so klar ist auch, dass es dazu keine Alternative gibt. Das entschiedene Entgegentreten vieler antifaschistischer Organisationen bei rechtsradikalen Aufmärschen sowie die Mobilisierungskraft einer im Lauf der Jahrzehnte entstandenen bürgerlichen Allianz gegen Neonazis und deutschnationalen Organisationen hat uns Deutschen nicht nur bei der Definition geholfen, wer wir sind und wer wir sein wollen, sondern auch dafür gesorgt, dass für jeden ein Platz im Engagement gegen die Feinde der Demokratie frei ist.
Tugay Cogal hat in seiner Stellungnahme darauf hingewiesen, dass er keiner extremistischen Organisation nahestehe, dass er die freiheitliche und demokratische Grundordnung achte und schätze. Das ist erstaunlich, denn niemand hat ihm ernsthaft das Gegenteil vorgeworfen. Offensichtlich hat weder Tugay Cogal noch sein Mentor Peter Grab verstanden, welche Vorwürfe im Raum stehen. Nicht die Person Tugay Cogal mit seinen familiären und privaten Verflechtungen steht in der Kritik, sondern seine Amtsführung. Wenn der Vorsitzende des Augsburger Integrationsbeirates mit jemand befreundet sein sollte, der zu den vorderen Köpfen der Grauen Wölfe gehört und wegen mutmaßlichen illegalen Waffenbesitzes verhaftet wurde, dann ist das sein persönliches Dilemma als Demokrat. Wenn er aber in seiner Eigenschaft als städtischer Beiratsvorsitzender nicht in der Lage ist, eine klare und entschiedene Haltung der Abgrenzung gegenüber den Grauen Wölfen, der NPD und ihren Protagonisten zu zeigen, dann muss er das Amt niederlegen. Viel mehr sollte man zum Fall Cogal nicht sagen. In Sachen Graue Wölfe und NPD ist keine Moderation angesagt, sondern Abgrenzung. Es ging nicht darum, wo Cogal politisch steht, sondern darum, welche Sprache er bezüglich der Grauen Wölfe und der NPD findet. In seiner Stellungnahme zeigt Cogal, dass er kaum etwas davon verstanden hat, worum es in der Kritik bezüglich seines Interviews ging.