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Dienstag, 01.10.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

„Der einzige Weg, die Zukunft zu beeinflussen, besteht darin, Versprechen zu machen und diese einzulösen“

2012 wird ein aufregendes Jahr

Von Siegfried Zagler



Um die Zukunft unseres Planeten muss man sich keine Sorgen machen. Ihn wird es länger geben als wir uns die Zukunft vorstellen können, womit nicht gesagt sein soll, dass die Horrorszenarien der Klimaforscher aus der Luft gegriffen sind. Die Pole schmelzen und der Meeresspiegel steigt, und zwar dergestalt schnell, dass wir uns Sorgen um uns machen müssen. Mit „wir“ sind in diesem Fall tatsächlich alle Menschen gemeint. 2011 sind „wir“ 7 Milliarden geworden. Im Jahre 2025 sind wir eine Milliarde mehr, so die Prognosen, die selbstredend davon ausgehen, dass das Menschengeschlecht bis dahin von Katastrophen biblischer Ausmaße verschont bleibt.

„Der einzige Weg, die Zukunft zu beeinflussen, besteht darin, Versprechen zu machen und diese einzulösen.“ Dieser Satz stammt von Hannah Arendt. Auf der diesjährigen UN-Klimakonferenz in Durban konnten sich die führenden Industriestaaten noch nicht einmal auf ein „Versprechen“ verständigen. „Wenn man sich nicht den großen Problemen der Welt widmet, wird sie untergehen, wenn man sich nicht den kleinen Problemen widmet, ist sie bereits untergegangen.“ Dieser Satz wird Erich Fried zugeschrieben, womit der Übergang zu den vergleichsweise kleinen Problemen und Versprechungen unserer Stadtregierung hergestellt sein soll.

Niemand weiß, was die Zukunft bringt

Am 15. Dezember hat der Augsburger Stadtrat einen nur auf dem Papier ausgeglichenen Haushalt verabschiedet, was bestenfalls zu weiteren Grundstücksverkäufen führt – oder schlimmstenfalls zur Zwangsverwaltung. Dann könnte die Stadtregierung samt Opposition den Rathausschlüssel bei der Regierung von Schwaben abgeben. Schwarzmalerei? Niemand weiß, was die Zukunft bringt. In Sachen Haushalt hat sich die Stadtregierung jedenfalls nicht an die Sparvorgaben der Regierung von Schwaben gehalten. Also ein gegebenes Versprechen nicht eingelöst.

Das diesjährige Brechtfestival könnte spannend werden. Brecht soll kein Kommunist gewesen sein. Über diese Feststellung von Festivalleiter Dr. Joachim A. Lang ist viel gelacht worden. Lang wird diesen Satz sicherlich relativieren. Löst Lang dieses Jahr sein Versprechen ein, ein anderes Brechtbild in der Stadt und in der Brechtforschung zu etablieren, dann dürfte die Fortsetzung des Festivals unter seiner Federführung nicht mehr zu verhindern sein. Das Festival startet am 2. Februar und findet erneut außerhalb des Augsburger Stadttheaters statt. Ein Unding und ein weiterer Beleg dafür, dass wir in Augsburg einen Kulturreferenten haben, der im Grunde keiner ist. Die Bayerischen Theatertage, die vom 11. bis 27. Mai 2012 in Augsburg stattfinden, sollten einen weiteren kulturellen Höhepunkt im Jahre 2012 darstellen. Dieses Festival geht größtenteils bereits in der neuen Interimsspielstätte über die Bühne. Der politisch umkämpfte Theatercontainer, so das Versprechen von Baureferent Gerd Merkle, wird bis dahin fertig gebaut sein.

„Was den Menschen zu einem politischen Wesen macht, ist seine Fähigkeit zu handeln“

Der Königsplatzumbau wird wohl zu diesem Zeitpunkt längst begonnen haben, ebenfalls ein Versprechen der Stadtregierung, das es im Jahre 2012 einzulösen gilt. Der Königsplatzumbau ist ein Projekt, das zwei Bürgerbegehren auslöste, einen Oberbürgermeister zurück nach Hause schickte und „seine“ Regierung in in die Opposition verwies. Man muss kein Seher sein, um zu wissen, dass das Gelingen des Jahrhundertprojekts Königsplatzumbau eng mit dem politischen Schicksal von Oberbürgermeister Kurt Gribl verbunden ist. Doch das ist ferne Zukunftsmusik. Im Mai 2012 wird eine „völlig neue Location“ (OB Gribl) eröffnet. Gemeint ist die alte Kongresshalle, deren Sanierung bis dahin fertiggestellt ist, wie Gribl diese Woche versprochen hat. Man liege voll im Zeit- und Budgetplan. Was man über die Baustelle Curt-Frenzel-Stadion nicht sagen kann. Sie soll 2012 „weit fortgeführt“ und 2013 abgeschlossen werden.

2012 wird ein aufregendes Jahr. Bereits in den kommenden Monaten werden einige politische Versprechungen auf dem Prüfstand stehen. Grund genug, um das Neue Jahr mit Hannah Arendt einzuläuten: „Was den Menschen zu einem politischen Wesen macht, ist seine Fähigkeit zu handeln; sie befähigt ihn, sich mit seinesgleichen zusammenzutun, gemeinsame Sache mit ihnen zu machen, sich Ziele zu setzen und Unternehmungen zuzuwenden, die ihm nie in den Sinn hätten kommen können, wäre ihm nicht diese Gabe zuteil geworden: etwas Neues zu beginnen.“



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