Unter Verdacht!
Morgen beginnt die 20. Fußball-WM in Brasilien. Die Vorfreude hält sich in Grenzen. Nicht nur weil das Austragungsland mit Korruption, sozialer Ungleichheit und aufflammenden Protestbewegungen zu kämpfen hat, sondern auch deshalb, weil die Negativberichterstattung über die FIFA nicht abreißt. Es geht um die „Causa Katar“.
Die Sunday Times erregte weltweit Aufsehen mit einem Artikel, der offenbar im Zusammenhang mit dem Untersuchungsbericht des FIFA-Chefermittlers Michael Garcia steht. Im Zuge der Korruptionsermittlungen soll nun auch erstmals der Name Beckenbauer gefallen sein. Michael Garcia ist Chefermittler im Auftrag der FIFA, die sozusagen gegen sich selbst ermittelt und auch gegen sich selbst urteilt: Der amerikanische Ex-Bundesstaatsanwalt Garcia wird nach Abschluss seiner Untersuchung die Unterlagen an den Münchner Richter Hansjoachim Eckert übergeben, der dem FIFA-Ethikausschuss vorsitzt. Dessen Urteil wird entscheiden, wie es mit der „Causa Katar“ weiter geht. Zwar wird, so die Sunday Times, Garcia seinen Untersuchungsbericht heute abschließen, veröffentlicht soll das Dokument allerdings erst nach der WM in Brasilien werden.
Dies scheint zwei der größten WM-Sponsoren nicht ins Image-Konzept zu passen. Sony und Adidas meldeten sich in Sachen Korruptionsverdacht zu Wort. Sie verlangen schnelle Aufklärung, da sie, falls sich die Vorwürfe bestätigen sollten, Image-Schäden fürchten. Die „Sunday Times“ hatte am vergangenen Wochenende einen weiteren Enthüllungsartikel nachgelegt: Schmiergeldzahlungen des Ex-FIFA-Vizepräsidenten und katarischen Geschäftsmannes Mohammed Bin Hammam seien höher als bisher bekannt. Neben den fünf Millionen Dollar an Offizielle für die Unterstützung der WM in Katar soll Bin Hammam weitere 1,7 Millionen Dollar für Stimmen aus Asien bezahlt haben.
„Auch der Name Beckenbauer ist erstmals gefallen. Bin Hammam soll Franz Beckenbauer zusammen mit Managern eines Hamburger Unternehmens nach Doha eingeladen haben, allerdings fünf Monate nach der Wahl des Golfstaats als WM-Austragungsort. Die deutsche Firma hat das Treffen bestätigt, doch sei es nach den Gesprächen zu keinem Vertragsabschluss gekommen“, wie Hans-Jürgen Maurus aus dem ARD-Hörfunkstudio Zürich gemäß des Sunday Times-Artikels berichtet.
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Die WM und ihre Weltmeister
Jahr | Gastgeber | Weltmeister |
2022 | Katar | ??? |
2018 | Russland | ??? |
2014 | Brasilien | ??? |
2010 | Südafrika | Spanien |
2006 | Deutschland | Italien |
2002 | Japan und Südkorea | Brasilien |
1998 | Frankreich | Frankreich |
1994 | USA | Brasilien |
1990 | Italien | Deutschland |
1986 | Mexiko | Argentinien |
1982 | Spanien | Italien |
1978 | Argentinien | Argentinien |
1974 | Deutschland | Deutschland |
1970 | Mexiko | Brasilien |
1966 | England | England |
1962 | Chile | Brasilien |
1958 | Schweden | Brasilien |
1954 | Schweiz | Deutschland |
1950 | Brasilien | Uruguay |
1938 | Frankreich | Italien |
1934 | Italien | Italien |
1930 | Uruguay | Uruguay |