„Danke Rich“
Nach dem Bekanntwerden des überraschenden Ausstiegs des Popkulturbeauftragten Richard Goerlich sind von (fast) allen politischen Parteien Statements des Lobes für das Geleistete und Bedauern bezüglich seines Rücktrittes zu verzeichnen. Die Grünen bezeichnen Goerlichs Kündigung als „Beweis für die Unfähigkeit des Kulturreferenten.“
Für die CSU beziehen Fraktionschef Bernd Kränzle und der kulturpolitische Sprecher Andreas Jäckel Stellung. „Goerlich hat hervorragende Akzente gesetzt. Mit der nicht unumstrittenen Vertragsverlängerung sollte diese erfolgreiche Arbeit fortgesetzt werden. Um so mehr bedauert die CSU-Stadtratsfraktion die überraschende Entscheidung Goerlichs, sein berufliches Engagement anderweitig fortzusetzen, zumal mit der Stelle des Popkulturbeauftragten wichtige Impulse für einen modernen Umgang mit den Themen Jugendkultur, Popkultur und Kreativwirtschaft gesetzt werden könnten“, so die Augsburger CSU.
In einer von Beate Schabert-Zeidler und Rolf Harzmann sowie von Peter Grab unterzeichneten Erklärung wird mit „großem Bedauern, aber auch mit Respekt für seine Entscheidung“ Goerlichs Rücktritt zur Kenntnis genommen. Mit Goerlichs Stelle sei erstmalig der Begriff „Jugendkultur“ in den Titel des Kulturreferats zusätzlich aufgenommen worden.
Der Popkulturbeauftragte habe viele der früheren Kritiker angesichts seiner außergewöhnlichen Leistungsbilanz überzeugen können, so Pro Augsburg. Mit seinen zahlreichen Initiativen und Projekten habe Richard Goerlich Maßstäbe gesetzt. „Es gilt, die erfolgreiche Arbeit schnellst- und bestmöglich fortzusetzen – für die Jugend in Augsburg und für die endlich ins öffentliche Bewusstsein gerückte Kreativwirtschaft“, so Pro Augsburg.
„Kompetenz-Wirrwarr seitens der Stadtregierung“
Der kulturpolitische Sprecher der SPD, Frank Mardaus, bedauert die Kündigung des Popkulturbeauftragten und rechnet ihm hoch an, sich nicht für den kommenden Wahlkampf instrumentalisieren zu lassen. „Er war in der subkulturellen Szene gut verankert, ein gefragter Ansprechpartner, und hat ihr Anliegen und ihre Sprache nicht nur verstanden, sondern sie auf die Ebene der politischen Entscheidungsträger zu bringen versucht. Gescheitert ist er indessen an einem Kompetenz-Wirrwarr seitens der Stadtregierung und deren sich ändernden Vorstellungen. Zwischen Wahlkämpfer für Kurt Gribl, Selfmademan im Organigramm zwischen Kulturamt, Ansiedelung beim OB und Kulturreferat stand er ohne konkrete Stellenbeschreibung und ohne Budget auf verlorenem Posten. Die Festivalkanonade City of Peace hat Fähigkeiten gezeigt, die zwar die Stadtregierung mehr als sein stilles und nachhaltiges Wirken verstand, aber eben auch für den kommenden Wahlkampf zu instrumentalisieren beabsichtigte. Es ist Herrn Goerlich hoch anzurechnen, dies in aller Deutlichkeit abgelehnt zu haben“, so die Augsburger SPD, die eine Neubesetzung der Stelle ablehnt. „Vielmehr sollte die Funktion des Kulturamtes in der jetzigen Struktur gestärkt werden.“
„Vielleicht ist die Konzeptionslosigkeit des Kulturreferenten der Grund für die Kündigung“
Wie nicht anders zu erwarten, sehen die Augsburger Grünen Kulturreferent Peter Grab in der Verantwortung für Goerlichs Ausstieg: „Trotz mehrfacher Nachfrage konnte die Stadtregierung und allen voran Kulturreferent Peter Grab keine überzeugende Beschreibung für die angeblich so wichtige Stelle vorlegen. Sie wurde politisch durchgesetzt, eine kulturpolitische Vorstellung über die Rolle und Bedeutung der Stelle auch im Gefüge des Kulturamts war nie vorhanden. Vielleicht ist die fehlende Verankerung und Konzeptionslosigkeit des Kulturreferenten der Grund für die Kündigung von Richard Goerlich“, so die kulturpolitische Sprecherin der Grünen, Verena von Mutius. Unverblümt macht sich Fraktionschef Reiner Erben für eine Ausbootung des Kulturreferenten stark: „Nach dem Ausscheiden der ehemaligen Kulturkoordinatorin, dem Scheitern des Biennale-Konzepts, dem inhaltsleeren Versuch der Umstrukturierung im Kulturamt, ist das Ausscheiden von Richard Goerlich der nächste Beweis für die Unfähigkeit des Kulturreferenten. Die CSU muss sich fragen lassen, wie lange sie noch an einem Referenten festhält, der offensichtlich völlig überfordert ist und der Augsburger Kulturpolitik schadet.“
Von Kulturreferent Peter Grab ist bisher noch keine offizielle Stellungnahme bekannt. Grab hat zwar die Pressemitteilung von Pro Augsburg mit unterzeichnet, in der städtischen Pressemitteilung vom Dienstag kommen jedoch nur OB Gribl und Richard Goerlich zu Wort. Festzuhalten ist in diesem Zusammenhang, dass die Stelle des Popkulturbeauftragten dem Kulturreferat unterstellt ist. Ganz ohne persönliche Begleitmusik wollte Peter Grab Richard Goerlich dann doch nicht verabschiedet wissen. „Der Popkulturbeauftragte geht. Ein Verlust für Augsburg. Danke, Rich“, so Augsburgs Kulturbürgermeister auf facebook.
» Kommentar: “Goerlich war Grabs politischer Superjoker”