Guardiola bei den Bayern: Chronik eines absehbaren Irrtums
Warum Pep Guardiola nach der Niederlage gegen den FCA im Feuer steht
Kommentar von Siegfried Zagler
Richtig vergriffen haben sich die Bayern in der Wahl ihrer Fußballtrainer selten. Wenn doch, dann allerdings gewaltig. Reinhard Saftig, Sören Lerby, Erich Ribbeck, Otto Rehagel, Jürgen Klinsmann und nun Pep Guardiola. Diese Liste beginnt 1983. Sechs Trainer, die in der Geschichte des Klubs als gravierende Fehlentscheidungen einzustufen sind, sind in 33 Jahren keine schlechte Bilanz. Dass Guardialoa als Trainer in München gescheitert ist, ist noch nicht ausgemacht. Im Fußball ist vieles möglich. Wenn man aber unabhängig vom aktuellen Erfolg oder Misserfolg die Lage des FC Bayern beurteilt, fällt auf, dass wenig für Guardiola spricht.
Guardiola stand für die Erfindung des Tiki-Taka, also für jenes Spielsystem, das den Ballbesitz zum Dogma erhob. Quasi über Nacht entwickelte er diese Philosophie an der Säbener Straße und scheiterte damit nach anfänglichen Erfolgen in der Liga. Einsichtig geworden, ging es im zweiten Jahr darum, dass der Gegner auf stets sich zu Rauten verschiebende Abwehrketten stößt, die bis auf die zwei Innenverteidiger jederzeit auch als Offensivabteilung aktiv werden konnten. Verteidigung ist Angriff und umgekehrt. Zwischendurch durfte man sogar aus der Ferne schießen oder von der Grundlinie aus eine weite Flanke in den Strafraum schlagen. Das Ganze entspricht einer in Deutschland eher akzeptierten Fußball-Kultur als das spanische Ballbesitzdogma. Mit der angepassten Spielauffassung hätte Guardiola in München alt werden können. Die Mannschaft wurde durch Einkäufe, die er vorschlug, systematisch verstärkt und der Münchner Kader galt als der beste der Welt. Dann folgte eine Verletzungsserie, ohne dass der Bayern-Express in der Liga zu stottern begann. Dann kam das dumme Aus gegen Dortmund im Pokal und danach der Gang durch die Hölle von Barcelona.
Beides kann und darf passieren, was aber nicht passieren darf, ist eine Niederlage zu Hause gegen Augsburg. Ohne Leidenschaft, ohne Inspiration und nur mit verhaltenem Siegeswillen zeigte sich eine desolate Bayern-Truppe mit spielerischen und kämpferischen Mängeln gegen einen FCA, der in der Rückrunde auswärts bisher nicht viel riss.
Im zweiten Guardiola-Jahr nach dem historischen Triple-Erfolg von Jupp Heynckes muss sich die sportliche Leitung der Bayern unabhängig von der aktuellen Misere folgenden Fragen stellen:
Welche Spieler sind unter Guardiola besser geworden?
Zweitens: Sind Dante, Götze aber auch Thomas Müller unter Guardiola schlechter geworden?
Drittens: Warum sind die Neuzugänge, die Guardiola gefordert und bekommen hat (Bernat, Thiago, Alonso und Benatia), bezüglich der Leistungsspitze keine Verstärkungen?
Viertens: Hätte man Kroos und Mandzukic nicht halten können – mit einem anderen Trainer?
Fünftens: Welche Spieler aus dem Jugendbereich sind unter Guardiola zu einer ernsthaften Option für die 1. Mannschaft weiterentwickelt worden?
Vier Niederlagen in Folge gab es zuletzt bei den Bayern vor 24 Jahren, nämlich 1991 unter Jupp Heynckes, der diese Serie nicht überlebte und damals in etwa so alt war wie Guardiola heute. Die ersten Gerüchte, dass Pep Guardiola bereits 2016 bei Manchester City als Trainer anheuert, sind im Netz. Damit ist zu rechnen. Einen Verein aus der selbst verschuldeten Stagnation zu führen, ist Pep Guardiloas Sache nicht.