Kommentar
Caiuby im Glück
Die Affäre „selbstbestimmte Urlaubsverlängerung“ hat für Caiuby keine Suspendierung zur Folge. Der FCA verhängte eine Geldstrafe: Eine pragmatische Entscheidung und zugleich eine Entscheidung, die den „Fall Caibuy“ auf die Spitze treiben könnte
Kommentar von Siegfried Zagler
Mit einer Geldstrafe kommt der beim FCA bis 2020 unter Vertrag stehende Brasilianer Caiuby davon, nachdem er bereits zum zweiten Mal seinen Urlaub eigenmächtig verlängert hat. So der Stand der Dinge, den FCA-Manager Stefan Reuter ausführlich auf der FCA-Facebookseite erläutert. Laut Reuter habe sich Caibuy für sein Fehlverhalten bei der Mannschaft entschuldigt. Die Gründe für sein neuntägiges Zuspätkommen wurden von Caiuby der FCA-Führung dargelegt und seien wohl nicht familärer Art gewesen, weshalb man auf eine hohe Geldstrafe nicht verzichten wollte. Der Fall Caiuby sei mit dem Fall Opare nicht zu vergleichen, so Reuter. Opare wurde beim FCA während der vergangenen Saison suspendiert, weil er sich mit der Schalker Führung getroffen hat und anschließend gelogen haben soll.
Formal ist das richtig: Bei Opare war der Vertrag am Auslaufen, weshalb der Augsburger Rechtsverteidiger den Verein ablösefrei hätte verlassen können. Anders die Situation bei Caiuby, dessen Vertrag bis Sommer 2020 läuft. Hätte der FCA Caiuby konsequenterweise ebenfalls suspendiert, hätte sich der Klub finanziell und sportlich selbst bestraft, da ein Caiuby in guter Form auf dem Platz kaum ersetzbar ist.
So gesehen hat der FCA klug gehandelt. Zieht man aber in Betracht, dass ein Verein von der Führungsspitze bis zum gesamten Kader über die Jugendabteilungen hinweg bis hin zu den Fanklubs für einen Wertekanon stehen sollte, der sich über Fairplay, Chancengleichheit und Teamfähigkeit definiert, dann hat der FCA kurzsichtig agiert. Ein Spieler, der ein komplettes Trainingslager verpasst, ohne dafür eine hinreichende Erklärung zu haben, ist nicht mehr vermittelbar. Der Mannschaft nicht, den Fans nicht und auch den Journalisten nicht, die zurecht beim FCA eine konsequente Linie in Sachen Disziplin und Spielerführung vermissen.
Was allerdings für Caiuby spricht, ist der Sachverhalt, dass er auf dem Spielfeld ein zuverlässiger Kämpfer ist, der mit seiner unglaublichen Athletik und Laufbereitschaft für eben jene Tugenden steht, die den FCA in den Orbit der Erstklassigkeit geschossen und dort gehalten haben. Caiuby steht seit heute unter Bewährung. Er muss ab sofort nicht nur sportlich überzeugen, sondern auch sein Privatleben in den Griff bekommen. Dass „uns Kai-Uwe“, der am Samstag 30 Jahre alt wird, beides gelingen wird, ist unwahrscheinlich – aber immerhin möglich.