Bürger waren diesmal keine Mangelware
Nicht die Mobilitätsdrehscheibe, die neuen Möbel für städtische Angestellte oder siebenstellige Beträge im städtischen Haushalt beschäftigen die Augsburger, sondern handfeste Alltagsprobleme. Das war die Erkenntnis, die OB Gribl und seine komplette Referentenriege aus der gestrigen Bürgerversammlung in Haunstetten ins Rathaus mitnahmen.
Fast 250 Bürger – viermal so viel als zu Regenbogenzeiten vor einem Jahr – waren in die Alte Turnhalle in Haunstetten gekommen, um drei Stunden lang ihre Anliegen vorzutragen und Anträge an die Stadt zu stellen. Nach der persönlichen Begrüßung per Handschlag und einer halbstündigen Einführungsrede durch OB Dr. Kurt Gribl ging es unter anderem um fehlende Parkbänke, die älteren Menschen das Spazierengehen erschweren, um das Ladensterben in der Hofackerstraße und um gebührenpflichtiges Parken am Klinikum Süd, das parkende Autos in die umliegenden Viertel verdrängt. Auch der Missstand öffentlichen Alkoholkonsums, ein hässlicher Baum, ein Müll verbrennender Privathaushalt und ein fehlender Raum für nonkommerzielle Konzertveranstaltungen bewegte die Bürger. Geduldig befasste sich der OB mit allen Fragen und gab sie an die jeweils zuständigen Referenten zur Beantwortung weiter. Alle gestellten Anträge wurden von den abstimmenden Bürgern mit Mehrheiten versehen und gehen jetzt zur weiteren Befassung in den Stadtrat. Dieser muss die Anträge innerhalb von drei Monaten behandeln.
Nur einmal hatte man beim Zuhören das Gefühl, das sich sonst nur beim Lesen klischeehafter Verschwörungstheorien im Internetforum der Augsburger Allgemeinen einstellt: Ein Fragesteller versuchte einen Bogen von der Nachfinanzierung der Fassade der impuls arena mittels städtischer Zuschüsse, Refinanzierung durch Griff in das Eigenkapital der Stadtwerke und dadurch ausgelöster Gebührenerhöhung für die Bürger zu spannen. Gribl meinte dazu nur, man sei heute nicht zusammengekommen, um Gerüchte zu kolportieren. “Sie sagen ja selbst, sie hätten gehört, dass möglicherweise”, so Gribl. Finanzierungslücken seien ihm nicht bekannt. Was das Stadion und die Stadtwerke angehe, halte man sich an vertragliche Verpflichtungen, die in den Vorjahren eingegangen wurden, so einfach sei das.