Bürger machen Kulturpolitik
Warum sich die Kulturszene gegen Peter Grab formiert
Kommentar von Siegfried Zagler
Der neu gegründete Augsburger Kulturrat ist ein heterogener Haufen ernstzunehmender Persönlichkeiten, die alle in irgendeiner Form der Szene der Augsburger Kulturschaffenden angehören. Es handelt sich dabei um engagierte Bürger der Stadtgesellschaft, die in ihrer weltanschaulichen Prägung und in ihrem politischen Denken unterschiedlicher nicht sein könnten – und die sich über den Tag hinaus auch nicht viel zu sagen hätten, würden sie nicht im innersten von der gemeinsamen Abneigung gegen Peter Grab zusammen gehalten.
Kulturrat soll Lobbyarbeit an Peter Grab vorbei leisten
Was diese kritische Masse über den Tag hinaus stabil macht, ist ihr Konsens darüber, dass das Vakuum und das Unbehagen, beides durch das Sorglose-vor-sich-Hinwursteln des Kulturreferenten Peter Grab in den zurückliegenden vier Jahren erzeugt, nicht mehr einfach nur hinzunehmen ist, wie die Schwerkraft oder das Wetter, das es auszuhalten gilt. Für die meisten der Gründungsmitglieder des Kulturrates stellt Peter Grab ein Reizbild dar, besser: ein Feindbild. „Man solle sich doch bitte nicht so sehr auf Peter Grab einschießen“, so Franz Fischer schnippisch in die knapp fünfzigköpfige Runde. Grab spiele in der Augsburger Kulturpolitik, die inzwischen ganz woanders gemacht werde, kaum noch eine Rolle. Der Kulturrat solle besser auf sich selber schauen und sich nicht mit Peter Grab aufhalten, sich entwickeln und politische Kulturarbeit an Peter Grab vorbei in den Stadtrat hinein leisten, so Fischer.
Kulturrat: Büro für wichtige Angelegenheiten
Was für ein Schlag, was für eine Attacke gegen den Augsburger Kulturreferenten. Allgemeines Nicken, dann ein anderer Wortbeitrag. Womit wir beim ersten Problem des Kulturrates sind: Kulturschaffende neigen nicht dazu, präzise Zielvorstellungen zu formulieren und raffinierte Umsetzungs-Strategien zu entwickeln, einfach gesagt: sie sind keine Politiker und nicht unbedingt in der Diskursführung und Konsensfindung geübt. Deshalb ist eher mit wohlklingenden Phrasen statt ausgereifter und nachhaltiger Lobbyarbeit zu rechnen. Zu wünschen ist den Akteuren dies jedenfalls nicht. Der Augsburger Kulturrat ist vorerst nicht mehr als ein Experiment der Bürgerbeteiligung; eines mit Potential. – Wer weiß, vielleicht entwickelt sich daraus noch ein einflussreiches wie offenes „Büro für wichtige Angelegenheiten“. Bürger machen Kulturpolitik. So definiert sich der Kulturrat: Bravo!
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