Neues zu Brecht
Brechtmeile: Eine kleine Sensation im Brechthaus
Die fünfte “Brechtmeile”, ein von der Stadt und der Regio Augsburg entwickeltes Format “zu Ehren des großen Bertolt Brecht” hatte am vergangenen Wochenende zwei Überraschungen vorzuweisen.
Zum einen, dass man Brecht auch ehren kann, wenn man bayerische Gstanzl spielt, wie es im Drunken Munkey mit dem „Haberer-Zwoagsang“ der Fall war. Das Dialektische und die darin verschrobenen Weisheiten sind sehr nah bei Brecht, besonders dann, wenn man sie so süffisant mit einem feinen ironischen Unterton vorträgt wie Siegfried und Gisela Bradl (Gesang, Gitarre und Akkordeon). Überraschend die Mackie-Messer-Ballade, von Bradl großartig interpretiert. Schade nur, dass das Publikum dieser Kneipe eher wenig Interesse an den Tag legte. Im weiteren Verlauf des Abends folgten im Brechts stilsichere Chansons von Andrea Geis, die mit ihren Interpretationen das Publikum begeisterte. Klassisch dagegen die Brecht-Revue von Lena Weixler (Gesang) und Stephanie Knauer (Klavier).
Ein angenehmer Sommerabend in der kühlen Gasse Auf dem Rain, die sich für das Label “Brechtmeile” sowenig eignet, wie ein langstieliges Sektglas in den Händen von Oskar Maria Graf. Am Samstag war das Ehepaar Schiller mit einer poetischen Gegenüberstellung an der Reihe. Sybille Schiller stellte die Buckower Elegien dem Mariendorfer Tagebuch von Rilke gegenüber und erzählte ihre erlebte Geschichte des 17. Juni als sechsjähriges Kind.
Doch die eigentliche Sensation war die Ausstellungseröffung im hinteren Raum des Brechthauses. Die Witwe des 2006 verstorbenen Künstlers Erich Wilhelm stellte dem Brechthaus 17 Collagen ihres Mannes zur Verfügung. Waltraud Vogel-Wilhelm erzählte kurzweilig die Lebensgeschichte ihres Mannes und erklärte einige der Grafiken, die zum ersten Mal ausgestellt sind. Erich Wilhelm hat als Künstler keine Ausstellung organisiert, sein umfangreiches Werk wartet noch auf seine Entdeckung. Der erste Schritt ist unternommen.