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Donnerstag, 25.04.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

Brechtfestival: Uraufführung oder Etikettenschwindel?

Bleibt es beim Etikett „Uraufführung“ oder lässt die Stadt diese Klassifizierung bei der Inszenierung des Brecht-Fragmentes „Die Reisen des Glücksgotts“ streichen?

Von Siegfried Zagler

Kulturreferent Thomas Weitzel vor dem Brechthaus

Geht es, oder geht es nicht? Kulturreferent Thomas Weitzel vor dem Brechthaus


Es geht um das Brecht-Fragment „Die Reisen des Glücksgotts“, das als „Textcollage“ im Rahmen des Augsburger Brechtfestivals inszeniert werden soll und als Uraufführung kürzlich im Kulturausschuss angekündigt wurde. Verkünder der sensationellen Botschaft: Brechtfestivalleiter Joachim Lang. Dumm ist nur, dass es bereits eine Uraufführung des Brecht-Fragments gab. Unter dem Brecht-Titel “Die Reisen des Glücksgotts (I)” stellte das Berliner Ensemble im Juni 1997 (Regie: Britta Geister) sowie unter dem Titel “Die Reisen des Glücksgotts (II)” (Regie: Maxim Dessau) eine vielbeachtete Doppel-Inszenierung auf die Bühne. Damit ist unter normalen Umständen der bedeutsame Begriff „UA“ (Uraufführung) für immer vergeben. Joachim Lang gab sich, als er von der DAZ diesbezüglich befragt wurde, eloquent und erklärte, dass die Textcollagen so wie sie für die  Augsburger Inszenierung von der Brecht-Enkelin Johanna Schall zusammengestellt worden seien, trotz der Berliner Uraufführung in Augsburg als Uraufführung firmieren können. Die DAZ will nun von der Stadt wissen, ob man das so stehen lassen kann.