Brechtfestival: Stadt geht auf Distanz, Grüne zeigen sich begeistert
So verhuscht wie das Gerede der Eröffnung, so verhuscht war das gesamte Festival, das in der Augsburger Innenstadt weder Festival-Atmosphäre noch übersteigertes Publikumsinteresse generierte. Das Festival-Motto “Egoismus vs. Solidarität” wurde plakatiert, aber nicht in einen Diskurs überführt, es gab zu wenig künstlerische Höhepunkte, keine Wertschöpfung in der Rezeption und keine Annäherung an das lyrische Werk. Weder der Begriff “Festival” erhielt eine angemessene Entsprechung noch das Werk Brechts.
Die Augsburger Grünen sehen das anders. Während sich die Stadt mittels Schweigen in Distanz übt, beurteilt die Grüne Stadtratsfraktion als bisher einzige politische Stimme “das diesjährige Brechtfestival sehr positiv”. Wengenroth sei es gelungen, “das Publikum des Festivals deutlich zu verjüngen, also auch junge Menschen mit seinem Programm anzusprechen. Das sei ein Aspekt, der in früheren Festivals oft gefehlt habe. Dass die Publikumsresonanz hoch gewesen sei, zeige “dass es auf die Qualität ankommt, und eben nicht zwingend auf große Namen”.
Wie kann ich solidarischer mit der Gesellschaft sein?
Vor allem die Relevanz von Brechts Werk in der heutigen Zeit wurde aus Sicht der Grünen Fraktion gut herausgearbeitet. Dr. Pia Haertinger, Mitglied im Kulturausschuss: “Aus zahlreichen Stücken, die ich besucht habe, bin ich mit der Frage herausgegangen: Was sollte ich jetzt in meinem eigenen Leben ändern? Wie kann ich solidarischer mit der Gesellschaft sein? Genau das ist für mich Auftrag eines Festivals: Brechts Werke so präsentieren, dass der Bezug zum Heute deutlich wird und die Zuschauerinnen und Zuschauer mit vielen Fragezeichen im Kopf nach Hause und zurück in ihren Alltag gehen.”