Brechtfestival: Pro Augsburg fordert offene Diskussion in den zuständigen Gremien
Das aktuelle Brechtfestival hat kaum angefangen und schon ist eine hitzige politische Debatte bezüglich der Zukunft des Brechtfestivals entstanden.
Am gestrigen Montag haben sich die Informationen der DAZ erhärtet, dass der bisherige Festivalleiter Joachim Lang auch das 2017er Festival leiten soll. Dies sei so von den beiden großen Koalitionspartnern CSU/SPD vereinbart worden, wie es hieß. Kulturreferent Thomas Weitzel habe zwar am 26. Januar 2016 im engen Kreis der Regierungsparteien eine Ideen-Skizze vorgestellt, sei dabei aber offenbar nicht überzeugend gewesen. Im inneren Zirkel der kulturpolitischen Entscheider seien anschließend verschiedene Varianten kursiert, keine sei jedoch konzeptionell dergestalt unterfüttert worden, dass sie den Ideenstatuts hätte überwinden können. Deshalb sei man darauf gekommen, dass Joachim Lang ein weiteres Jahr (2017) machen könne, damit 2018 der neue Theater-Intendant Andre Bücker bei der inhaltlichen und personellen Gestaltung des Brechtfestivals freie Hand habe.
Denkbar ist inzwischen aus Sicht von CSU/SPD eine Intensivierung einer Zusammenarbeit zwischen Noch-Intendantin Juliane Votteler und Joachim Lang. Die Brisanz dieser Pläne einer Zusammenarbeit Lang/Votteler besteht darin, dass sowohl Weitzel als auch Votteler und Lang auf der menschlichen Ebene „in tiefster Abneigung verbunden“ sind. Die Augsburger Grünen haben indes einen Antrag gestellt: Kulturreferent Thomas Weitzel soll sein Konzept am 15. März im Kulturausschuss vorstellen. Vorher, so will es der aktuelle Regierungsstil, werde Weitzels Konzept, falls es bis dahin eines geben soll, den Koalitionsausschuss passieren müssen.
Im Stil einer Oppositionspartei fordert die Stadtratsfraktion der Grünen darüber hinaus Aufklärung über die zurückliegenden Festivals unter Langs Ägide: „Wir wollen Klarheit über die bisherige Kostenstruktur, über Besucherzahlen und Einnahmen aus Werbung und Sponsoring. Außerdem möchten wir aufgeschlüsselt haben, welche Kosten durch die Kooperation mit dem Theater beim Theater selbst entstanden sind, um die Gesamtkosten des Festivals besser einschätzen zu können. Uns geht es des Weiteren darum, eine inhaltliche Debatte darüber zu führen, wie das Brecht-Festival weiterentwickelt werden kann. Dazu gehört neben der Integration lokaler Akteure, wie stärker partizipative Elemente zu erhalten sind und wie eine bessere Vernetzung mit anderen Festivals und mit den bestehenden Brechtaktivitäten (Brechthaus, -preis, -forschung) zu erreichen ist.“
Die Berichterstattung der DAZ in Sachen Fortsetzung des Brechtfestivals hat die Stadtratsfraktion von
Pro Augsburg zum Anlass genommen, um mit dem Politikstil der Stadtregierung ins Gericht zu gehen: „Ein ehemaliger Stadtrat der SPD und der Strippenzieher der Augsburger CSU legen im Alleingang im stillen Kämmerchen eine nochmalige Verlängerung des Vertrages mit dem aktuellen Festivalleiter Lang fest? – Sollten sich die Meldungen der lokalen Medien bewahrheiten, wäre das Agieren der Stadtregierung nur als zutiefst undemokratisch und als Schlag ins Gesicht des Kulturreferenten, des kleinen Grünen Mehrheitsbeschaffers und der Stadtgesellschaft zu werten“, so beginnt eine Pressemitteilung Pro Augsburgs am gestrigen Montag. Die einmalige Verlängerung 2015 mit Herrn Lang sei damals nachvollziehbar gewesen, da mit der „Rückkehr Brechts“ Langs „Zyklus“ abgeschlossen werde. Bereits 2015 sei deshalb klar gewesen, dass 2016 das Ende der Zusammenarbeit mit Lang bedeute.
„Sollten nun die engen Lang-Freunde Schneider und Kränzle eine weitere Zusammenarbeit mit ihrem Intimus durchsetzen wollen, zeigt das nur wieder, mit welcher „demokratischen“ Auffassung hier
vorgegangen wird. Die übergroße Mehrheit der GroKo, erweist sich zunehmend als Bumerang, welcher der demokratischen Meinungsfindung im Stadtrat und der Stadtgesellschaft zunehmend Schaden zufügt“, so Pro Augsburg. Die Wählervereinigung fordert in ihrem Statement eine umgehende offene Diskussion der verschiedenen Vorschläge in den zuständigen Stadtratsgremien. „Dazu gehört in erster Linie das vom zuständigen Kulturreferenten entwickelte Konzept, welches er fairerweise erst nach dem laufenden Festival präsentieren wollte. Die einsame Idee Kränzles und Schneiders, Lang erneut zu verlängern ist als klassischer Schlag von hinten in Richtung Weitzel zu sehen, der offensichtlich nicht das nötige Vertrauen der Regierungskoalition genießt.“
Brecht aus lokaler Sicht zu beleuchten und auch die Organisation und Leitung in die Hände erfahrener lokaler Akteure zu legen, wäre für Pro Augsburg eine gestalterische Option. „So könnte die freie Szene von zusätzlichen Mitteln profitieren und der Stadtgesellschaft ein außergewöhnliches Festivalkonzept präsentieren.“ In der Folge ab 2018 sollte aus Sicht von Pro Augsburg das Festival dann für mehrere Jahre eng mit dem Stadttheater verflochten werden. Insbesondere in der Interimszeit würden sich hier für den neuen Intendanten Bücker spannende Möglichkeiten in enger Zusammenarbeit mit den lokalen Kunstschaffenden anbieten. Nach Abschluss der Sanierung des Stadttheaters sei dann der richtige Zeitpunkt, um wieder über eine neue Ausrichtung des Festivals zu entscheiden.