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Dienstag, 23.07.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

Brechtfestival: Hillesheim darf vortragen

Von Siegfried Zagler

Am Montag meldete die Pressestelle des OB-Referates, dass Kulturreferent Peter Grab der Bitte der Brecht-Erbin Barbara Brecht-Schall nachkommen werde und den vorgesehenen Vortrag von Jürgen Hillesheim am 13. Februar „bis zur Klärung des Sachverhalts bis auf Weiteres aussetzt“. Grund der Bitte war ein Foto auf dem Hillesheim Bertolt Brecht mit „Mozartperücke“ und Rokokokostüm ausgemacht haben will.  – „Interessierte Besucher, die bereits Karten für die Veranstaltung erworben haben, können diese an der Theaterkasse gegen Eintrittskarten zu Maria Farantouri, die am Donnerstag, 10. Februar, um 19.30 Uhr ein Konzert im Großen Haus des Theaters gibt, eintauschen“, so die städtische Pressestelle.

Das hörte sich eindeutig nach Absage an. Am Dienstag hat Peter Grab nachverhandelt, und dabei mit Barbara Brecht-Schall folgende Übereinkunft getroffen: Hillesheim darf vortragen, wenn er ausdrücklich erwähnt, dass  Brechts Tochter davon überzeugt ist, dass der Mann im Mozartkostüm nicht ihr Vater sei. Also alles zurück auf Anfang. Eine städtische Pressemitteilung darüber, ob diejenigen, die bereits ihre Karten umgetauscht haben, ihre Karten wieder zurücktauschen können, steht noch aus. – Schließlich ist auch noch zu klären, ob das erste offizielle Umtauschangebot vom Montag weiterhin gültig ist oder nicht. Der Vortrag „Fotografiertes episches Theater 1919/20“ findet demnach statt, weil Peter Grab als Kulturreferent „auf die richtige Weise das Richtige erzielt hat“.

Na also, geht doch, möchte man respektlos seufzen. Hätte es die erste Pressemitteilung nicht gegeben, wäre Grab am Dienstag Kulturreferent gewesen. Offen bleibt weiterhin die ungemein spannende wie unerhebliche Frage, ob der Mann auf dem Foto im Mozartkostüm Brecht ist oder nicht. Dass der Leiter der Augsburger Brecht-Forschungsstelle, Dr. Jürgen Hillesheim, mit seiner „kleinen Sensation“ zur Luftnummer des diesjährigen Festivals werden könnte, ist jedenfalls nicht mehr auszuschließen.