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Dienstag, 23.07.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

Brechtfestival: Eine Reihe großartiger Einzelveranstaltungen und ein beschädigter Kulturreferent

Wenn man davon absehen könnte, dass Thomas Weitzel als Kulturreferent maximal beschädigt wurde, hätte man wie jedes Jahr unter der Ägide Lang das gleiche Fazit zum Augsburger Brechtfestival ziehen können.

Kommentar von Siegfried Zagler

Für das am Sonntagabend zu Ende gegangene Augsburger Brechtfestival gilt, was für alle anderen Brechtfestivals unter der Ägide Lang galt: Es gab großartige künstlerische Einzel-Performances, die zwar nicht immer in Bezug zu Bertolt Brecht zu bringen waren, aber überwiegend angemessenes  Niveau hatten, wie das DAZ-Feuilleton zu berichten wusste. Für das diesjährige Festival gilt auch, dass es wie bei allen anderen „Lang-Festivals“ kaum Festivalatmosphäre zu schnuppern gab und das im Programmheft vorgestellte „Konzept“ in der Umsetzung keine Linie erkennen ließ, es also erneut keinen Roten Faden gab, der ein Konzept hätte erkennen lassen. Festzuhalten ist auch, dass es – wie gewohnt – die gleichen Formate gab und es in überwiegender Mehrheit die „alten Künstlerpersönlichkeiten“ waren, die das Programm dieses Festivals formten. Nicht neu auch der Streit, der das Festival von Beginn an überlagerte. Nicht neu auch der Streitgegenstand: „Soll Joachim Lang noch ein Jahr dranhängen?“

Neu ist allerdings an dem diesjährigen Streit, dass Joachim Lang eine Verlängerung wohl nicht erhalten wird, aber dafür in Zusammenarbeit mit Kränzle/Schneider sein Ziel realisieren konnte, nämlich die Maximalbeschädigung des Augsburger Kulturreferenten Thomas Weitzel.

Thomas Weitzel muss sich nun via OB-Antrag von der Rathaus-Opposition indirekt die Frage gefallen lassen, warum er in einem Jahr kein tragfähiges Konzept für ein Brechtfestival 2017 und darüber hinaus erstellt habe. Kein Konzept entwickelt zu haben, wäre in einem dergestalt langen Zeitfenster in der Tat eine unverzeihliche Schwäche, die nur von der politischen Dummheit übertroffen werden könnte, ein Konzept zu haben, damit aber hinterm Berg zu halten, bis der selbstgewählte Zeitpunkt für die Verkündung gekommen ist.

Augsburg ist kein Königreich hinter den Sieben Bergen, wo der Wille der Monarchie an bestimmten Tagen verkündet wird. Genauso aber wollte Thomas Weitzel verfahren. Dass er damit an die Wand fuhr, hat damit zu tun, man mag es glauben, dass man sich auch in Augsburg nicht an Regeln halten will, die von der Stadt verkündet werden, als lebte man in einer Monarchie.