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Mittwoch, 12.02.2025 - Jahrgang 17 - www.daz-augsburg.de

Brecht und Schlöndorff im Thalia

Der Regisseur präsentiert persönlich seine Baal-Verfilmung von 1970



Den „Baal“ hat Bertolt Brecht 1918 im Alter von 20 Jahren geschrieben – ein bis heute umstrittenes, aber viel gerühmtes und oft gespieltes Stück mit abenteuerlicher Inszenierungs- und Rezeptionsgeschichte. Eine der vielen Geschichten um die Geschichte des „Baal“ ist die von Volker Schlöndorffs gleichnamigem Film. Der ist mittlerweile 44 Jahre alt und durfte viele Jahre lang nicht mehr aufgeführt werden. Und auch der Regisseur ist nicht mehr der Jüngste: am 31. März wurde er 75 Jahre alt. Am kommenden Freitag ist Schlöndorff zu Besuch in Augsburg. Er stellt seinen – neuerdings wieder erlaubten – Baal-Film im Thalia am Obstmarkt vor und diskutiert im Anschluss mit dem Publikum.

Schlöndorffs Baal ist ein „Politikum“ in der an Politika reichen Praxis der Brecht-Erben, die Aufführungsrechte für Brechts Werke nur sehr restriktiv zu vergeben. Barbara Brecht-Schall ist mittlerweile die Hauptperson in der Brecht-Erben GmbH – sie ist Inhaberin aller Rechte an Bertolt Brechts Werken und geht mit diesen Rechten sehr „vorsichtig“ um, um es mal positiv zu formulieren. Problem aller Brecht-Interpreten, vom kleinen Bänkelsänger und Gedichte-Aufsager bis zum großen Regisseur Volker Schlöndorff: Die Brecht-Familie besteht meistens auf größtmöglicher Werktreue – ein Argument, mit der sich beinahe jede Interpretation verbieten lässt und mit der man die eigene, möglicherweise recht bornierte Sicht auf Brecht und die Kunst zum Maßstab macht.

Und damit sind wir bei Schlöndorffs Baal-Verfilmung von 1970. Allein die Besetzungsliste ist aus heutiger Sicht geradezu filmhistorisch: Der junge Rainer Werner Fassbinder spielte den Baal, Komponist Klaus Doldinger war für den Soundtrack verantwortlich, mit dabei beispielsweise auch Margarethe von Trotta, Hanna Schygulla, Walter Sedlmayr, Günther Kaufmann. Tenor der Kritiken damals wie heute (wenn man die moralisch empörten mal weglässt): Schlöndorff hat es geschafft, Brechts Stück in seine Zeit zu holen. Mehr muss man vorher nicht sagen – stattdessen sollte man am Freitag den Film anschauen.

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„Baal“

Freitag, 4. April um 19 Uhr im Thalia, Obstmarkt 5.

Reservierungen per Telefon unter 0821/153078 oder online bei
www.lechflimmern.de.

Im Anschluss an die Vorführung steht Regisseur Volker Schlöndorff für ein Gespräch mit dem Publikum zur Verfügung.