Brecht-Festival sorgt weiter für Turbulenzen
Das Augsburger Brecht-Festival 2012 ist mit einem Defizit von 55.000 Euro belastet. Am heutigen Freitag, 6. Juli wird diesbezüglich eine Pressemitteilung der Stadt erwartet. Kulturreferent Peter Grab wird das Defizit darstellen und erklären, wie es getilgt werden soll.
Das diesjährige Augsburger Brecht-Festival endete am 12. Februar 2012. Einen Tag später meldete die Festivalleitung eine große Resonanz. Insgesamt 9.000 Besucher sollen die Veranstaltungen besucht haben. „Mit dieser Publikumsresonanz sind die Erwartungen der Festivalleitung übertroffen worden“, so Dr. Joachim Lang damals auf der Homepage des Festivals. Genaueres war in Sachen Zuschauer trotz mehrmaliger Anfragen der DAZ über Monate hinweg nicht in Erfahrung zu bringen. Eva-Maria Karl, Leiterin des Brecht-Büros, ging in Urlaub, danach lief ihr Vertrag aus. Das Brecht-Büro war geschlossen. Ihre Stelle musste neu ausgeschrieben werden. Neue Leiterin des Brecht-Büros: Eva-Maria Karl. Dazwischen räumte Kulturreferent Peter Grab im Kulturausschuss ein, dass von den 9.000 Besuchern nur 4.000 Eintritt bezahlt haben. Es gab Gerüchte einer Unterdeckung in einem mittleren fünfstelligen Bereich.
OB Gribl: „Das Brecht-Festival muss in seinem Budget-Rahmen bleiben“
Am 25. Juni wollte Stadtrat Benjamin Clamroth (Linke) vom Kulturreferenten im Kulturausschuss wissen, ob dies stimme. Peter Grab sagte, dass er davon nichts wisse, da er die Zahlen noch nicht kenne und wollte von Clamroth wissen, wer ihm dies zugetragen habe. Die DAZ erfuhr im Nachgang dieser Sitzung, dass das Defizit bei 55.000 Euro liegen soll und dass Bernd Kränzle in höchster Not die Stadtsparkasse Augsburg zu einer „Spontan-Spende“ von 15.000 Euro bewegen konnte. Soviel zu den Fakten, die Augsburgs Oberbürgermeister Dr. Kurt Gribl nicht unkommentiert lassen wollte. „Das Brecht-Festival ist als städtische Dachmarke von Kürzungen verschont geblieben, aber auch das Brecht-Festival muss in seinem Budget-Rahmen bleiben, da die Stadt ohnehin in dieser Angelegenheit ein starkes Engagement zeigt“, so OB Kurt Gribl, der über diesen Fingerzeig hinaus noch eine deutliche Signal-Rakete Richtung Grab und Lang abfeuerte: „Künftige Festival-Defizite werden extern ausgeglichen oder auf das nächste Festival angerechnet werden.“
Festival-Zuschuss vom Freistaat geht vermutlich an das Theater
„Extern“ bedeutet auch, wie auf Nachfrage zu erfahren war, dass die Stadtsparkasse nicht mehr aushelfen darf, wenn sich ein Festival-Leiter verkalkuliert, sondern so genannte Drittmittel von nichtstädtischen Sponsoren zu generieren sind. Bernd Kränzle (CSU) und wohl auch Karl-Heinz Schneider (SPD), die sich gestern mit Peter Grab trafen, um die weitere Vorgehensweise zu beraten, vertreten aktuell die Auffassung, dass das Defizit mit dem kommenden Brecht-Festival zu egalisieren sei. Festival-Leiter Lang startet demnach 2013 mit der Vorgabe, zusätzliche Sponsoren-Gelder aufzutreiben, oder eben einen niedrigeren Betrag für das Festival zur Verfügung zu haben. Darüber hinaus war zu erfahren, dass der Zuschuss des Freistaates für 2013 noch nicht bewilligt wurde. Man sei aber optimistisch, wie es in informierten Kreisen hieß, dass die Mittel vom Freistaat (80.000 Euro waren es in diesem Jahr) als zweckgebundener Betriebskostenzuschuss an das Stadttheater gehen. Das Stadttheater ist ab 2013 Kooperationspartner des Festivals. In der heute zu erwartenden Stellungnahme wird Peter Grab aufgrund einer Anfrage der Grünen dazu Stellung nehmen, wie das Defizit zustande kam und wie es ausgeglichen werden soll.
Festivalleiter Lang bleibt geschützt
Die Fehlkalkulation von Festivalleiter Lang schlug in der Verwaltung nicht zuletzt deshalb hart auf, weil Lang keine Mietkosten für das zehntägige Festival im Augsburger Rathaus einkalkulieren musste. Sogar die Reinigungskosten übernahm die Stadt, was nichts daran änderte, dass Festivalleiter Joachim Lang weiterhin mit Kränzle und Schneider von zwei hochkarätigen Parteipolitkern geschützt wird. „Die Weichen für die kommenden Brecht-Festivals sind vom Stadtrat gestellt worden“, so Bernd Kränzle auf die Frage, ob er die zukünftigen Festivals gefährdet sehe.