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Dienstag, 08.10.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

Deutschland vs. Ghana 2:2



In der zweiten Runde der Gruppenphase der 20. Fußballweltmeisterschaft trennten sich die Auswahlmannschaften Deutschlands und Ghanas mit einem leistungsgerechten Unentschieden.



Von Udo Legner

Im zweiten WM Spiel war wenig zu sehen von der Souveränität und Leichtigkeit, mit der sich die deutsche Elf beim 4 : 0 Auftaktsieg gegen Portugal in den engsten Kreis der WM Favoriten gespielt hatte. Erst die Doppeleinwechslung (69.) von Bastian Schweinsteiger und Stürmer-Oldie Miroslav Klose, der sein 15. WM Tor erzielte, holte Deutschland von der Verliererstraße und verhinderte die erste Niederlage gegen die begeisternd aufspielenden Black Stars aus Ghana.

Offener Schlagabtausch

Im Gegensatz zu Ghanas Trainer James Kwesi Appiah, der nach der 1 : 2 Niederlage gegen die USA sein Team auf drei Positionen änderte, sah Bundestrainer Löw keinen Grund an der Erfolgsformation gegen Portugal zu rütteln. Der genesene Mats Hummel bildete mit Höwedes, Boateng und Mertesacker die Viererkette. Davor agierten Khedira und Lahm, die – so der Matchplan – im Verein mit Toni Kroos und Mesut Özil die schwer auszurechnenden Offensivspieler Götze und Thomas Müller in Szene setzen sollten. Trotz einiger gelungener Spielzüge in der Anfangsphase taten sich die Deutschen schwer ihren Spielrhythmus zu finden. Das frühe Pressing und die physische Überlegenheit der Black Stars ließen kaum Raum für kollektives Kurzpassspiel und technische Kabinettsstücke.

In der 7. Minute die erste Torchance für die Black Stars, die die Räume geschickt zu nutzen wussten, die sich ihnen nach Ballverlusten des deutschen Mittelfelds ein ums andere Mal boten: Mit einem langen Diagonalpass auf rechts wird der Weg frei für Atsu. Seine Flanke erreicht Gyan, dessen Schussversuch von Jubilar Per Mertesacker (100. Länderspiel) gerade noch gestört werden kann. Es dauerte bis zur 11. Minute, bis die deutsche Elf gefährlich vor das Tor des nur 1.80 großen Dauda kam. Thomas Müller legte auf Toni Kroos ab, dessen Schlenzer allerdings abgeblockt wurde.

Fast im Gegenzug zwang Atsu Manuel Neuer zu einer ersten Parade. Im Anschluss folgte die stärkste Phase der deutschen Elf. Vor allem Mesut Özil setzte Akzente: Ein ums andere Mal spielte er Thomas Müller frei, der sich freilich gegen die vielbeinige ghanaische Abwehr viel schwerer tat als gegen die Portugiesen.

Da das deutsche Passspiel zusehends ungenauer wurde, kam es in der Endphase der ersten Hälfte zum befürchteten offenen Schlagabtausch. Wiederholt zeigte die deutsche Viererkette Abstimmungsprobleme bei weiten Diagonalpässen der Westafrikaner und musste Distanzschüsse zulassen. Eine Schrecksekunde kurz vor Ende der ersten Halbzeit: der ansonsten sehr sichere Manuel Neuer segelt nach einer Ecke unter der Flanke durch – zum Glück kann Ghana kein Kapital daraus schlagen.

Dramatische zweite Hälfte

In der zweiten Halbzeit lief Shkodran Mustafi für Jerome Boateng (muskuläre Probleme) auf, was die körperliche Dominanz und Lufthoheit der Black Stars zusätzlich verstärkte. Bevor die ghanaische Elf aus dieser Umstellung Profit ziehen konnte, war es ausgerechnet der in der ersten Hälfte unauffällige Mario Götze, der nach einer Flanke von Thomas Müller mit einem „Kopf-Fuß-Ball“ die deutsche Elf in Führung brachte.

Ghana-Coach Appiah reagierte prompt und brachte für den blassen Prinz Kevin Boateng – im Bruderduell mit Jerome meist zweiter Sieger – Jordan Ayew (53. Minute) vom FC Sochaux. Keine Minute war vergangen, als dieser nach perfekt getimter Flanke von Atsu seinen Gegenspieler Mustafi beim Kopfballduell düpierte und den Ausgleich erzielte. Für die geschockte Löw-Elf kam es nun knüppeldick: Philipp Lahm, der in Fortaleza eines seiner schwächsten Länderspiele absolvierte, unterläuft beim Spielaufbau ein Abspielfehler, Muntari spielt Kapitän Gyan mit einem tiefen Pass frei, der Manuel Neuer keine Chance lässt und Ghana 2 : 1 in Führung schiesst (63.). Beflügelt vom Führungstreffer belagerten die Black Stars die deutsche Hälfte und ließen die deutschen Außenverteidiger Höwedes und Mustafi schlecht aussehen.

In der 69. Minute reagierte Jogi Löw auf die Schwächephase seines Teams und ersetzte Sami Khedira und Torschütze Mario Götze mit Schweinsteiger und Klose. Zwei Minuten später heißt es 2 : 2: Nach einem Eckball von Kroos verlängert Höwedes auf den zweiten Pfosten, wo Miroslav Klose in bester Goalgetter Manier den Ball über die Linie drückt. Mit einem fast perfekten Salto rundet der Stürmer-Joker sein geglücktes Comeback ab und lässt die deutschen Fans jubeln. In der Schlussphase hätte die deutsche Elf fast noch den Siegtreffer erzielt, wenn sie nicht allzu fahrlässig mit ihren Chancen umgegangen wäre. In der 84. Minute hatte Thomas Müller das Siegtor auf dem Fuß, verhedderte sich jedoch beim Abschluss. Rechts vor links – dieser Automatismus wurde dem Bayern zum Verhängnis.

Löw reagierte richtig

Bei ihrer Schlussoffensive vernachlässigte die deutsche Elf die Defensive und lud die Ghanaer geradezu zu Kontern ein. Da auch die Westafrikaner der großen Hitze Tribut zollen mussten, blieb es beim insgesamt gerechten 2:2 Unentschieden.

Fazit: Nach dem Spiel gegen Portugal sollten die Skeptiker Recht behalten. Die deutsche Elf tut sich schwer einem aggressiven Gegner ihr Spiel aufzuzwingen. Dass es der Elf trotzdem gelungen ist, nach dem Rückstand wieder zurück zu kommen, ist vor allem dem Systemwechsel, der Einwechslung von Schweinsteiger und Klose, zu verdanken. Dass Löw diese Option gewählt hat, stimmt optimistisch.

Das Spiel gegen Ghana könnte so zum entscheidenden Meilenstein bei der Mission Weltmeister 2014 werden.