Böse, lustig und liebenswert
Premiere am Samstag: die „Fledermaus“ im Stadttheater
Gabriel von Eisenstein hat ein Problem: Wegen Beamtenbeleidigung soll er eine mehrtägige Arreststrafe absitzen. Um diese Perspektive erträglicher zu machen, begleitet er seinen Freund Dr. Falke vorher noch zum Ball bei einem russischen Prinzen. Damit beginnt eine von Falke eingefädelte Intrige, ein verschlungenes Spiel um Ehe, Lust, Frust und doppelten Seitensprung. Orlofsky heißt der melancholische junge Russe, dem es an nichts fehlt außer an der Möglichkeit, lachen zu können. Sein Fest ist opulent und ausschweifend, das Personal, ein „Karneval der Tiere“, betrinkt sich mit Champagner und schwelgt frivol in Walzer- und Polkaseeligkeit – zu den berühmten Klängen von Johann Strauß.
Der 33-jährige isländische Regisseur Thorleifur Örn Arnarsson gibt mit der „Fledermaus“ seinen Einstand in Augsburg und sein Debut im Musiktheater. Anfänger ist er aller1ings wahrlich nicht. Seine Inszenierung von Ibsens „Peer Gynt“ in Luzern beispielsweise wurde 2011 bei der Zuschauerbefragung des Theater-Blog „nachtkritik“ zur besten Inszenierung der Saison gewählt. In Augsburg erzählt Arnarsson, dem Walzerkönig Strauß folgend, mit Humor und Leichtigkeit von einer Gesellschaft, die dem Orchester auf der sinkenden Titanic gleicht. Man trinkt, tanzt und hofft – im Bewusstsein, dass der Untergang nicht zu vermeiden ist. Ein Totentanz also, grenzenlos, maßlos, fröhlich und turbulent, ein Leben, als gäbe es kein Morgen und keine Konsequenzen des eigenen Tuns. Am Ende folgt, was folgen muss: Enttarnung, Kränkung, aber auch die Erkenntnis, dass „glücklich ist, wer vergisst“, und dass nur einer, nämlich „Majestät Champagner“, über die Erbärmlichkeit der eigenen Lage hinweg helfen kann. Rune Bergmann, neuer Erster Kapellmeister am Theater Augsburg, hat sich für sein Musiktheaterdebüt die Königin der Operette ausgesucht: böse und gefährlich, lustig und liebenswert.
Premiere der „Fledermaus“ ist am kommenden Samstag, 14. Januar um 19.30 im Großen Haus.
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