Bibliothekskonzept für die Neue Stadtbücherei
Von Siegfried Zagler
Als Kurt Gribl im Juni 2009 die Neue Stadtbücherei vor 450 geladenen Gästen eröffnete, konnte Augsburgs Oberbürgermeister nicht ahnen, dass sich das von einem Bürgerbegehren angeschobene Renommierprojekt der ehemaligen Regenbogenregierung zu einem politischen Problemfall entwickeln sollte. Drei Jahre nach der Eröffnung soll nun ein Nutzungskonzept erstellt werden.
Dabei ging es zunächst um bauliche Mängel und Planungsfehler. Bodenwellen, Zugluft und schlechtes Raumklima machten und machen Besuchern wie Angestellten zu schaffen. Zirka eine Million Euro „Miete“ als Rückzahlung des auf Pump gebauten Gebäudes stehen einem dagegen lächerlich geringen Anschaffung-Etat gegenüber. Ein Etat, der sich nicht mitentwickelt hat, sondern sich teilweise sogar niedriger gestaltete als der Etat der alten Stadtbücherei. Eine zugige Leseecke, ein schwer zumutbares Cafe mit Restaurant-Allüren und eine Kulturreferent Peter Grab beschädigende öffentliche Debatte um Öffnungszeiten und um die Erhöhung der Jahresgebühren. Kurt Idrizovic und Klaus Döderlein vom Verein „Freunde der Neuen Stadtbücherei Augsburg“ waren und sind von der Situation genervt. Ein Nutzungskonzept gab und gibt es nicht.
Wer soll kommen?
Wozu auch? Das Motto „Offen für alle“ spricht schließlich Bände, außerdem ist eine Bibliothek eine Bibliothek, womit gesagt sein soll, dass Zweck und Nutzungsabläufe von Bibliotheken allgemein bekannt sind und nicht hinterfragt werden müssen. Das sieht Meinhard Motzko anders. Motzko ist Experte für relevante Fragen in Sachen kulturelle Einrichtungen und eine davon lautet: „Wer soll kommen?“ – „Gibt es für diese Frage eine Antwort, einen Konsens, dann müssen dementsprechende Maßnahmen ergriffen werden“, so Motzko.
Alle, die Leseförderung brauchen!
Wer soll in die Augsburger Stadtbücherei kommen? Motzko kennt die Antwort: Alle, die Leseförderung brauchen, Kinder, bildungsferne Milieus, Migranten. In Sachen Integration sollte eine Bücherei eine Institution sein. Die Schwerpunktsetzung einer Bibliothek ergibt sich durch die Bevölkerungsstruktur. Aufgrund einer Initiative von Klaus Döderlein und Kurt Idrizovic stellte gestern Meinhard Motzko Kulturreferent Peter Grab, Vertretern der städtischen Verwaltung sowie Vertretern der CSU und der SPD und Journalisten sein Credo vor: „Welche Probleme soll eine mit öffentlichen Geldern finanzierte Kultureinrichtung lösen?“ In Augsburg scheinen die Weichen für ein Bibliothekskonzept für die Neue Stadtbücherei gestellt zu sein. Am kommenden Montag gibt es im Kulturausschuss dazu einen mündlichen Bericht. Bis zur Kulturausschusssitzung am 21. Mai soll eine Beschlussvorlage erstellt sein.