Bezirk Schwaben: Psychiatrische Hilfe wird wissenschaftlich untersucht
Als erster Bezirk in Bayern verfügt der Bezirk Schwaben über ein flächendeckendes Netz an Gemeindepsychiatrischen Verbünden. Nun soll deren Arbeit wissenschaftlich untersucht werden.
Gemeindepsychiatrische Verbünde (GPV) sind regionale Gremien, in denen sowohl die Kostenträger als auch die Leistungsanbieter – wie Heimeinrichtungen, Träger von Tagesstätten, Beratungsstellen – in der Versorgung psychisch kranker Menschen zusammenarbeiten. Darüber hinaus sind auch die für die medizinische Behandlung und Betreuung zuständigen Institutionen, Angehörige und Psychiatrieerfahrene selbst eingebunden. Ziel der GPV-Arbeit ist es, für psychisch kranke Menschen ein wohnortnahes Angebot im Sinne der Inklusion zu schaffen und zudem durch bedarfsgerechte Strukturen möglichst wiederholte Klinikeinweisungen oder Heimaufenthalte zu verhindern.
Keine betriebswirtschaftliche Kosten-Nutzen-Analyse
Die Arbeit der GPV`s wird jetzt wissenschaftlich untersucht: Professor Dr. Werner Schneider von der Philosophisch-Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Augsburg wird mit zwei Mitarbeiterinnen die Entwicklung und die Wirksamkeit der GPV`s in Schwaben unter die Lupe nehmen. Zielsetzung sei jedoch nicht eine betriebswirtschaftliche Kosten-Nutzen-Analyse, betont der Soziologe. Die Qualität der GPV`s messe sich nicht nur an der Sach-, sondern auch an der so genannten “Interaktionsqualität”. Untersucht werden müsse daher ganz zentral die Wirkungsweise der sozialen Prozesse. Es müsse konkret gefragt werden, welche Hilfen psychisch kranke Menschen brauchen und wie deren Sozialraum dabei berücksichtigt werden könne.
Bezirkstagspräsident Jürgen Reichert unterstreicht die Notwendigkeit regionaler Netzwerke, “um möglichst viel Fachlichkeit zu den Menschen zu bringen, die gemeindenah versorgt werden sollen”. Wer trotz psychischer Erkrankung an seinem Wohnort und gewohnten Umfeld verbleiben könne, behalte ein wichtiges Quantum an Lebensqualität.