Beim tim: Neue Straßennamen erinnern an Textilgeschichte
Das Areal der ehemaligen Augsburger Kammgarnspinnerei (AKS) wird einer städtebaulichen Neuordnung zugeführt. In seiner Mammutsitzung vom 16. Dezember hat der Stadtrat neben dem Bebauungsplan Nr. 475 I “Kammgarnspinnerei” auch fünf neue Straßennamen beschlossen.
“Zur Kammgarnspinnerei”, “Am Färberturm”, “Am Schäfflerbach”, “Barbara-Gignoux-Weg” und “Friedrich-Merz-Straße” lauten die neuen Bezeichnungen. Sie erinnern rund um das Textil- und Industriemuseum (tim) an Augsburger Textilgeschichte.
Die Kammgarnspinnerei entstand 1836, als Friedrich Merz seine mit Pferdekraft betriebene Spinnerei von Nürnberg nach Augsburg verlegte. Der Kaufmann, der als sozialer Unternehmer galt, setzte auf die Wasserkraft des Schäfflerbaches, eines Lechkanals. Anfangs nutzte er die Gebäude und die Wasserrechte einer stillgelegten Tabakmühle. 1845 erfolgte der Neubau der bis heute größtenteils erhaltenen Fabrikanlage. Beschäftigt waren bis zu 2400 Mitarbeiter. In den 1950er Jahren begann der rasante Niedergang der deutschen Textilindustrie. Im Jahr 2004 stellte die Augsburger Kammgarnspinnerei die Produktion endgültig ein.
Der hölzerne Färberturm, das letzte Bauwerk dieser Art in Augsburg, entstand 1760 und wurde später von der Augsburger Kammgarnspinnerei genutzt. Neben AKS-Gründer Friedrich Merz wird auf Vorschlag des Frauengeschichtskreises auch eine weibliche Persönlichkeit der Augsburger Textilgeschichte gewürdigt. Anna Barbara Gignoux war eine liberale und kunstsinnige Textilunternehmerin. Im Jahre 1764 beauftragten sie und ihr Mann den Bau einer Kattun-Manufaktur mitten in der Altstadt. So entstand das Gignouxhaus, welches bis zum Juli dieses Jahres die Komödie beherbergte.
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