AVV-Tarifreform: SPD-Basis nimmt Eva Weber und CSU unter Beschuss
SPD-Ortsvereine geißeln die von CSU und Grünen im Stadtrat beschlossene Tarifreform des AVV. Die Tarifreform sehe teils erhebliche Verschlechterungen und Verteuerungen für Gelegenheitsfahrer und spezielle Abonnentengruppen vor.
Der Ärger der Genossen richtet sich gegen die Abschaffung der Zone 10 bei den Bartarifen, die Anzahl der Haltestellen, die mit dem Kurzstreckenticket zurückgelegt werden können und gegen die Regelung, dass Senioren erst ab 9:00 Uhr statt bisher ab 8:00 Uhr fahren dürfen. „Dem Fass den Boden ausgeschlagen hat allerdings die Tatsache, dass die Bürgermeister in den angrenzenden Landkreiskommunen, wie Gersthofen, Neusäß und Stadtbergen, besser verhandelt haben und für ihre Bürger Härten vermeiden konnten“, so der SPD Ortsvereinsvorsitzende Sebastian Weißkirchen.
Hintergrund ist, dass die Bürgermeister im Landkreis ihre Kommunen im Falle drohender Verschlechterungen jeweils auf die Zonengrenze gelegt haben. Damit ist lediglich der günstigere Tarif zu entrichten. Ein Kunstgriff, der den AVV zirka 400.000 Euro im Jahr kostet. „Die Fahrt von der Ortsmitte Bergheim nach Göggingen oder die Fahrt vom Theodor-Heuss-Platz zur Universität ist für 2,90 Euro beim Einzelfahrschein zu haben“, erklärt der Bergheimer Ortsvereinsvorsitzende Robert Kratzsch. „Die Fahrt vom äußersten Stadtteil Gersthofens ins Augsburger Zentrum kostet genauso viel. Daran kann man sehr gut sehen, wer gut verhandelt hat und wer nicht“.
Kratsch reitet eine Speerspitze gegen die für den Nahverkehr zuständige Wirtschaftsreferentin der CSU, Eva Weber. Diese habe immer wieder beteuert, dass mehr nicht rauszuholen sei in den Verhandlungen zwischen Stadt und betroffenen Landkreisen, so Weißkirchen. „Nicht einmal beim Seniorenticket sei die CSU zu Zugeständnissen bereit gewesen“, weil das mit den Landkreisen nicht zu verhandeln gewesen sei. „Da wundert es einen schon sehr, was im Vergleich dazu die Landkreisgemeinden durchbekommen haben“, so Weißkirchen weiter.
Die SPD Ortsvereinsvorsitzenden fordern jetzt Nachbesserungen. Dazu gehört ein Seniorenticket ab 8.00 Uhr genauso, wie die Wiederherstellung der Zone 10 in den Bartarifen. „Mittelfristig ist das Ziel der SPD aber die Einführung eines 365-Euro-Tickets“ in Augsburg. Für einen Euro am Tag ein Jahr lang mit den Öffentlichen unterwegs. Das haben wir als SPD bereits 2016 als Zielvorgabe formuliert“, so Kratzsch. Dabei setzt die SPD aber nicht allein auf den AVV. Hier sei der Freistaat gefragt. Bei der Einführung eines solchen Tickets gingen der Stadt nämlich hohe staatliche Zuschüsse etwa bei den Kosten der Schülerbeförderung verloren. „Es kann doch nicht sein, dass wir etwas für die Attraktivität des Nahverkehrs tun und dann vom Freistaat durch den Wegfall von Zuschüssen bestraft werden“, erklärt Kratzsch. „Wir sind gut beraten, das Thema Mobilität umfassend anzupacken und so viel Autoverkehr wie möglich zu vermeiden. Das geht nur mit einem attraktiven ÖPNV“, erklärt Weißkirchen abschließend.