Ausstellung zum Jubiläumsjahr: Kaiser Maximilian, der Bürger zu Augsburg
Augsburg gehört zu den historisch bedeutsamsten Städten Europas. An jemand, der dazu in hohem Maße beigetragen hat, wird derzeit im Maximilanmuseum erinnert.
Von Halrun Reinholz
Zum 500. Todestag des Habsburger Kaisers Maximilian gedenkt man seiner im Augsburger Maximilianmuseum. Das ist freilich nicht nach ihm benannt, sondern nach dem bayerischen König Maximilian. Eine Ironie der Geschichte, die man schon bei der Maximilianstraße unkonventionell „korrigiert“ hat. Immerhin ist Augsburg die einzige deutsche Stadt, die neben über 20 Städten in Österreich und New York an den bemerkenswerten Habsburger erinnert, dessen Werdegang so eng mit Augsburg verbunden ist, dass eine Straßenbenennung allein dafür eigentlich nicht ausreicht.
Kaiser Maximilian hat das gleiche Geburtsjahr wie Jakob Fugger der Reiche. Die symbiotische Parallelität der beiden Lebensläufe im Umbruch vom Mittelalter zur Neuzeit kann man in ihrer gegenseitigen Befruchtung als schicksalhaft ansehen. Der als der „letzte Ritter“ apostrophierte Kaiser hätte sich, wie die Kuratorin der Ausstellung Dr. Heidrun Lange-Krach überzeugend darlegt, niemals selbst als solcher bezeichnet. Er sah sich grundsätzlich nie als „Letzter“, wollte in jeder Hinsicht Vor- und Spitzenreiter sein. Mit dieser ambitionierten Haltung gelang es ihm im Laufe seiner Regierungszeit aus einem überschaubaren, in sich zerstrittenen Reich ein Imperium zu gestalten, wo die Sonne nicht unterging. Die Augsburger Kaufleute, allen voran Jakob Fugger, waren ihm dabei eine wichtige Stütze. Der Reichsstadt wiederum war der häufig präsente, immer in Geldnot steckende Kaiser Bürde und Glücksfall zugleich. Eine Win-Win-Situation, deren Spuren sich bis in die Gegenwart ziehen.
Weniger als zwei Jahre hatten die Kunstsammlungen allerdings nur Zeit, um die Ausstellung zum Maximilian-Jahr ins Maxmuseum zu zaubern. Im letzten Jahr dominierte das Thema Wasser noch im Museum, doch das Team um die Kuratorin Lange-Krach schaffte das schier Unmögliche in Rekordzeit. 150 Objekte von 42 Leihgebern fanden mit Hilfe von großzügigen Förderern und Sponsoren ihren Weg nach Augsburg. Ein ansehnlicher und in jeder Hinsicht gewichtige Katalog dokumentiert das gelungene Ergebnis.
Die Ausstellung rollt die Ereignisse sozusagen von hinten auf: Einstieg ist der Tod Maximilians unmittelbar nach dem Reichstag, an dem Maximilian noch teilgenommen und die Wahl seines Enkels zum Kaiser durchgedrückt hatte. Die Welserhalle zeigt die Hinterlassenschaft , die der Tod des Kaisers für Augsburg bedeutete: horrende Schulden, unvollendete Druckwerke, nicht bezahlte Liegenschaften. Das vermittelt einen Eindruck von der engen Verbundenheit Maximilians zu Augsburg. In der Rückblende wird diese sozusagen verdeutlicht. Den negativen Schuld-Aspekten stehen die Privilegien, die kulturellen und wissenschaftlichen Impulse und nicht zuletzt die wirtschaftlichen Auswirkungen dieser Verbundenheit gegenüber.
Symbol dafür ist der geheimnisvolle, überregional bekannte „Alte Einlass“. Ein wundersames Stadttor, das sich bei Nacht für den spät heimkehrenden Kaiser vermeintlich automatisch öffnete. In Wirklichkeit wurde dies von unsichtbar agierenden Wachleuten bewerkstelligt. Nur der Name des Platzes beim Theater erinnert noch an den geheimnisvollen Alten Einlass, in der Ausstellung ist er als eines der präsentierten Highlights mittels einer VR-Brille virtuell erkundbar. Die Verbundenheit der Stadt mit dem Kaiser ist allerdings nicht denkbar ohne ein Netzwerk bedeutender Akteure vor Ort, das in einer „Hall of Fame“ präsentiert wird.
Der Kreis schließt sich im 2. Stock mit dem Erbe und dem Nachruhm Maximilians in Augsburg. Konrad Peutinger, wichtiger Berater des Kaisers, war auch die Schaltstelle für die kaiserliche Vermarktung . Ein Geschäft, das Maximilian schon zu Lebzeiten hervorragend beherrschte. Noch 50 Jahre nach seinem Tod profitierte Augsburg von Druckvorlagen, die die Ikone Maximilian vor dem Vergessen bewahrten. Die Ausstellung zeigt ausgewählte Objekte, aus denen Geschichte ersichtlich wird – die besonders wertvollen Handschuhe Maximilians mit Messing und Leder sind eine Besonderheit, aber auch Gemälde von Holbein und Burgkmair neben Rüstungen, Helmen und vielen anderen Prachtstücken.
Die Zusammenhänge kann sich der Besucher über zahlreich angebotene Führungen erschließen, aber auch Audioguides leiten durch die Objekte – untermalt von musikalischen Klängen aus der Zeit. Für Kinder gibt es einen speziellen Audioguide und ein breit gefächertes museumspädagogisches Programm. Bleibt zu hoffen, dass auch über Augsburg hinaus Geschichtsinteressierte den Weg in die rundum hervorragend gemachte Ausstellung finden, die das Maxmuseum noch bis zum 15. September zeigen wird.