Ausstellung: Hin und wieder zurück. Ein Schiffswrack im Schwarzen Meer
„Hin und wieder zurück. Ein Schiffswrack im Schwarzen Meer“, so der Titel einer Ausstellung, die am Freitag mit einer Einführung im Römerlager (Zeughaus/18 Uhr) eröffnet wird.
Einst im Sturm versunken und vergessen, das Wrack eines römischen Leergutfrachters bei Gura Portiţei vor der rumänischen Schwarzmeerküste. Dann kam der Zufall zu Hilfe: Im Jahr 2014 verlor der Fischer Ionica Rusu eines seiner Netze am Grund des Schwarzen Meeres. Bei der Suche entdeckte man das antike Schiffswrack. Im März 2016 gelang es schließlich einem Forschungs-Team die Stelle zu identifizieren und ein weitgehend ungestörtes Schiffswrack zu dokumentieren. In kompakter Form zeigt die neue Ausstellung im Römerlager die Ergebnisse des langjährigen Forschungsprojekts. „Hin und wieder zurück. Ein Schiffswrack im Schwarzen Meer“ öffnet am Freitag, 13. Mai, um 18 Uhr, im Römerlager im Zeughaus. Dazu sind alle Interessierten herzlich eingeladen. Zur Eröffnung spricht Archäologe Max Fiederling von der Universität Trier, der seine Dissertation zu diesem Forschungsprojekt verfasst hat.
Besuchende der Ausstellung werden durch die Verknüpfung unterschiedlicher Präsentationsformen, wie digitaler Formate in Kombination mit Bauplänen sowie haptischen Objekten und Modellen, die Erkenntnisse des Projektes nähergebracht.
Wrack des Handelsschiffes sehr gut erhalten
Das ca. 17 x 6.50 Meter große römische Handelsschiff ist außergewöhnlich gut erhalten, was unter anderem den besonderen Bedingungen im Schwarzen Meer mit seinem niedrigen Salz- und Sauerstoffgehalt geschuldet ist. Im Gegensatz zu den meisten bisher von dort bekannten antiken Wracks, die in großen Tiefen lokalisiert wurden, liegen die Überreste dieses Schiffes jedoch im Flachwasser. Erste Datierungen mittels Dendrochronologie und der Radiocarbonmethode deuten darauf hin, dass das Schiff in der zweiten Hälfte des 2. Jh. n. Chr. vor der Küste der Provinz Moesia Inferior, der heutigen rumänischen Schwarzmeerküste, havarierte.
Leergut-Frachter gilt als einzigartiger Fund
Neben der Hauptladung von mehreren tausend Amphoren, etwa aus der Umgebung des antiken Heraclea Pontica (Karadeniz Ereğli), ist der hölzerne Schiffskörper mit allen dazugehörigen Konstruktionselementen und Teilen der
Takelage bis zum Zwischendeck und darüber hinaus erhalten. Ebenso konnte eine große Menge an botanischen Überresten dokumentiert werden, so beispielsweise pflanzliches Packmaterial, das die Amphoren vor physischen Schäden schützen sollte. Bei der Hauptladung handelte es sich um Leergut. Nicht der ursprünglich darin enthaltene Wein, sondern die Behälter selbst stellten offenbar das Handelsgut dar. Ein solcher Leergut-Transporter ist als Befund in dieser Form bisher einzigartig.
Das Forschungsprojekt
Das Forschungsprojekt entstand im Zusammenhang mit den zuvor begonnenen Untersuchungen der antiken Hafenstadt Argamum unter der Leitung von Prof. Dr. Bernd Päffgen. Bis 2018 konnte die Fundstelle mit Förderung der Fritz Thyssen Stiftung prospektiert und zum Teil ergraben werden. Das anschließende Forschungsprojekt der Stiftung zur Aufarbeitung der Ergebnisse wurde von Prof. Dr. Salvatore Ortisi von der LMU in München geleitet. Im Mittelpunkt des Projektes standen Fragen zur Bautechnologie und zur Herkunft des Schiffes sowie seiner Besatzung. Im Rahmen der Forschung wurden, aufbauend auf der bereits abgeschlossenen Dokumentation des Wracks mittels unterwasserarchäologischer 3D Erfassung und Streiflichtverfahren, möglichst präzise Rekonstruktionsvorschläge des Schiffes und seiner Bauart angefertigt. Mit naturwissenschaftlichen Methoden wurden auch bisher wenig beachtete Objektgruppen, wie z.B. der Ballast des Schiffes, analysiert. Das interdisziplinäre Forschungsprojekt zielt darauf der Unterwasserarchäologie des Schwarzmeergebiets methodische Impulse zu liefern.
Darüber hinaus werden Optionen zum Schutz und Monitoring vergleichbarer Fundstellen aufgezeigt. Die Ausstellung präsentiert einem breit interessierten Publikum die Geschichte des Schiffes und seiner Besatzung sowie einzelne Forschungsaspekte.