Aus den Eingeweiden von geschlachteten Tieren
Warum die GMS-Umfrage zur Kommunalwahl in Augsburg nicht ernst zu nehmen ist
Kommentar von Siegfried Zagler
Selten hat sich ein Umfrage-Institut so blamiert, wie das Hamburger Institut „GMS“ zur Kommunalwahl 2008 in Nürnberg. Kurz vor der Kommunalwahl hatte sich der damalige CSU-Bezirkschef Günther Beckstein über eine Umfrage geärgert, die SPD-Oberbürgermeister Ulrich Maly und seine SPD in Nürnberg weit vor der CSU sahen. Beckstein befand die Prognose damals als „abenteuerlich“ und beauftragte GMS quasi mit einem Gegengutachten. Die Ergebnisse fielen damals für die CSU dergestalt gut aus, dass Beckstein seine Partei auf der “Überholspur” sah. Am Wahltag triumphierten Maly und die SPD. Das von der CSU geschätzte Institut lag weit daneben. Das gleiche Institut hat nun in Augsburg der CSU 23 Sitze prognostiziert, Pro Augsburg 6 Sitze und der CSM nur einen Sitz. Kurt Gribl muss laut GMS zwar in die Stichwahl, schlägt aber in der zweiten Runde seinen Herausforderer Kiefer um Längen.
Es ist gut möglich, dass gewissen Parteien ein gehöriger Schreck in die Glieder gefahren sein könnte, da das Ergebnis für sich gar nicht so unschlüssig wäre, würde man ein paar Prozentpunkte Pro Augsburgs an die CSM abgeben. Zöge man der CSU noch einen oder zwei Sitze ab (beinahe eine Schwankung im Toleranzbereich) und würde diese ebenfalls an die CSM oder die Grünen oder die SPD verteilen, dann wäre die seriöse Umfrage eines CSU-angehauchten Meinungsforschungsinstitut nämlich nahe an der DAZ-Prognose, die bekanntermaßen „aus Eingeweiden von geschlachteten Tieren herausgelesen wurde“, wie der Grüne Stadtrat Christian Moravcik seinerzeit bemerkte.
In Augsburg gibt es, wie die beiden letzten Wahlen zeigten, ein großes Potential an Wechselwählern und einen sehr hohen Anteil von Wählern, die nicht mit zwei Kreuzchen klar kommen, sondern ihre 60 Stimmen verteilen. Kurzum: Die „Blitzumfrage“ ist nicht mehr wert als die DAZ-Methode, die das Wahlergebnis nach historischer Datenvorgabe und aufgrund einer Stimmungsrecherche abgeschätzt hatte. Dass eine Bürgermeisterpartei mit ihrem Flaggschiff Peter Grab zehnmal soviel Stimmen bekommen soll wie eine Bürgermeisterpartei mit ihrem Flaggschiff Hermann Weber, erscheint jedem politischen Beobachter als absurde Fußnote, die mit hoher Wahrscheinlichkeit als Wahlkampf-Petitesse in die Geschichte der Stadt Augsburg eingehen wird. Die Polit-WG, die Mühe hatte 470 Unterstützer-Unterschriften zu sammeln, auf Augenhöhe mit der CSM?
GMS-Chef Helmut Jung hat der zu Recht skeptisch nachfragenden Augsburger Allgemeinen zugestanden, dass in den Interviews zwei Drittel aller Befragten angegeben haben, dass sie noch nicht sicher seien, wen sie wählen und ob sie überhaupt zur Wahl gehen. Er hätte auch sagen können, dass man damit das Ergebnis in die Tonne treten kann.