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Donnerstag, 21.03.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

Augsburger Philharmoniker: Neustart im Kongress am Park mit Wunschkonzert und Evgeny Konnov

Viel Gelegenheit hatte das Augsburger Publikum in dieser Spielzeit nicht in seiner Eigenschaft als „artist in residence“ zu sehen und zu hören. Vielversprechend hatte es angefangen im September, als er sich der coronabedingt dezimierten Zuhörerschaft mit Tschaikowskys erstem Klavierkonzert vorstellen durfte.

Von Halrun Reinholz

Evgeny Konnov — Foto: © K. Satzinger-Viel

Nach langer Pause konnte nun zum Abschluss der Spielzeit wieder ein Konzert im Saal der Kongresshalle stattfinden. Auch wieder unter Corona-Bedingungen (vier statt zwei Aufführungen mit entsprechend distant besetzten Plätzen), aber daran hat man sich mittlerweile schon gewöhnt. Immerhin war die (im Programm noch angekündigte) Testpflicht ein paar Tage vor der Aufführung weggefallen.

Die Freude stand GMD Domonkos Héja ins Gesicht geschrieben, als er seine Maske lüften und warme Willkommensworte an die Konzertbesucher richten konnte. Endlich wieder! Die Distanzregeln erforderten immer noch eine reduzierte Besetzung des Orchesters, doch das tat dem Musikgenuss keinen Abbruch. Von den versäumten Konzerten der noch laufenden Spielzeit hatte der GMD das „Wunschkonzert“ ausgewählt, bei dem das Publikum das Programm mitgestaltet und dabei, wie Héja charmant hinzufügte, „guten Musikgeschmack“ bewiesen hatte.

Mit Rossini, Beethoven und Mendelssohn-Bartholdy standen wohlbekannte Namen auf dem Programm, aber die ausgewählten Werke wichen doch ab von dem allzuoft Gehörten. Rossinis Ouvertüre aus der Oper „Wilhelm Tell“ setzt mit einem leisen Dialog der Celli ein, spätestens beim wohlbekannten (weil auch filmisch viel verwerteten) Galopp tritt für die Zuhörer das „Aha-Erlebnis“ ein. Kein Wunder, dass die Ouverture häufiger auf Konzertprogrammen steht als die dazugehörige Oper im Repertoire der Opernhäuser, ist sie doch ein komplexes und in sich geschlossenes Musikstück.

Bei Beethovens Klavierkonzert Nr. 4 G-Dur kam nun der im Laufe der Spielzeit leider etwas unterbeschäftigt gewesene „artist in residence“ Evgeny Konnov wieder zum Einsatz. Wie bei den Orchestermusikern vermeinte man auch bei ihm eine fast ungläubige Freude und Erleichterung über diesen Live-Auftritt zu erkennen. Beethovens schon romantisch anmutendes Klavierkonzert aus dem Jahr 1805 war als Programmpunkt eine späte Hommage an das von Corona zerfledderte Beethoven-Jahr. Das lustvoll-routinierte Zusammenspiel von Konnov mit dem Orchester vermittelte eine Bestätigung dafür, was den Wert einer „leibhaftigen“ Aufführung im Konzertsaal ausmacht – bei allen dankenswerterweise vorhandenen technischen Möglichkeiten der Musikreproduktion.

Mit zwei Zugaben, einer Mozartsonate und der Klavierfassung eines Bach-Präludiums, legte der Pianist vor dem dankbar applaudierenden Publikum Zeugnis von seiner spielerischen Vielseitigkeit ab.

Ohne Pause folgte als Abschluss die Sinfonie Nr. 1 c-moll des bei dessen Komposition erst 15-jährigen Felix Mendelssohn-Bartholdy. Das Werk ist noch der Tradition der Wiener Klassik verpflichtet, weniger komplex ausgebaut als Mendelssohns spätere (und bekanntere) Sinfonien. Ein heiteres Hörerlebnis, passend zur sichtlichen Spielfreude des Orchesters und des Dirigenten Domonkos Héja.

Dass dieses erste Post-Corona-Konzert im Saal stattfinden konnte, erwies sich angesichts des unsommerlichen Regenwetters als gesicherter (und damit glücklicher) Einstieg in die hoffentlich nun doch bald wiederkehrende „Normalität“ des Konzertbetriebs. Für die zum Finale dieser Spielzeit noch anstehenden Freiluftkonzerte am Roten Tor und im Martinipark erhoffen sich die Philharmoniker sehnlichst, dass ein Wunder geschieht und kurzfristig eine Aufstockung der Zuschauerzahlen genehmigt wird. Die gegenwärtig zugelassenen Kapazitäten sind nämlich bereits ausgebucht.