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Dienstag, 23.07.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

“Augsburg ist viel besser als Berlin!”

Am 23. Spieltag geht der FCA am heutigen Samstag um 15.30 Uhr im Berliner Olympiastadion als Favorit und voller Zuversicht in die Partie gegen Hertha BSC.



Von Udo Legner

Als in einer kühlen Bremer Frühlingnacht mitten in der Woche im Jahre 2010 während der DFB-Halbfinalbegegnung FCA versus Bremen kurz vor Abpfiff feststand, dass die Augsburger nicht siegreich sein werden, skandierten die zirka 3.000 mitgereisten FCA-Fans „Augsburg ist viel schöner als Berlin“. Damit war gemeint, dass man als Augsburger ein DFB-Pokalfinale auch ohne den FCA im Endspiel im schönen Augsburg genießen kann. Am kommenden Samstag ist nicht davon auszugehen, dass mehr als 1.000 Augsburger ihren FCA gegen die Berliner Hertha im Olympiastadion unterstützen werden. Dass die Augsburger Fans aber von der Partie mit einem leicht hämischen Unterton „Augsburg ist viel besser als Berlin“ anstimmen werden, ist nicht unwahrscheinlich.

Zutreffend wäre es jedenfalls. Langkamp, Hegeler, Hosogai, Ndjeng, und nicht zu vergessen Jos Luhukay: Die Liste derer ist lang, die vor nicht allzu langer Zeit in der Provinz beim Aufsteiger aus Augsburg ihr Fußballglück suchten und die es dann – voller Hoffnung dem Fußballhimmel ein großes Stück näher zu kommen – zur Hertha in die Hauptstadt nach Berlin zog. Der Sprung von Augsburg nach Berlin bedeutete damals nicht nur eine finanzielle Verbesserung. Damals dachten wohl nicht wenige, dass mit dem Wechsel dieser Spieler an die Spree, die Spreu vom Weizen getrennt würde. Inzwischen ist viel Wasser den Lech hinunter geflossen, und am morgigen Samstag trifft der Tabellenvorletzte auf einen Champions League Anwärter –  entgegen der damaligen Erwartungen sind es die Augsburger, die in der Gegenwart mit glänzenden Augen nach Europa schielen, während den Berlinern das Abstiegsgespenst am Hosenbein knabbert.

Dass der FC Augsburg in diesem Duell Favorit ist, hat zum einen mit der Euphorie zu tun, die das Last-Minute-Tor von Marvin Hitz auslöste. Zum anderen wartet die Hertha aus Berlin seit 321 Minuten auf einen Torerfolg in einem Heimspiel. Von den fünf bisherigen Rückrunden-Partien verloren die Berliner vier. In der ersten Februarwochen musste Jos Luhukay seinen Hut nehmen. „Wir spielen auf Sieg, denn wir haben unsere Fans in Rücken. Gegen Wolfsburg haben wir vieles gut gemacht. Die Mannschaft war fit, aber nicht spritzig genug. Wir haben gut gearbeitet und müssen uns jetzt dafür belohnen“, so Luhukay-Nachfolger Pal Dardai. Die Statistik spricht nicht unbedingt für einen Hertha-Sieg. In den bisher fünf Bundesligapaarungen der beiden Teams gewann Berlin keine einzige. Zwei Siege für Augsburg und drei Remisen stehen zu Buche. Der zunehmende Druck auf die Berliner macht die Zielvorgabe des Hertha-Trainers nicht realistischer. Mit 13 Niederlagen ist Berlin Bundesliga-Spitzenreiter unter den Verlierern und der Ausfall des gelbgesperrten Stürmers Valentin Stocker sorgt für einen zusätzliche Schwächung.

Der FCA kann dagegen in Berlin frei aufspielen. Wenn die Joker weiterhin so treffen wie zuletzt, spielt es gar keine so große Rolle, wer in der Startformation steht. Torschütze Caiuby, Shawn Parker und Nikola Djurdjic haben sich im Spiel gegen Leverkusen jedenfalls als Alternativen für  den formschwachen Don-Won Ji angeboten. Man darf damit rechnen, dass Bobadilla von Beginn als Sturmspitze fungiert. Sehr wahrscheinlich ist auch, dass Höjbjerg und Caiuby von rechts sowie von Werner und Altintop von links die Angriffe des FCA gestalten werden. Die Favoritenrolle der Augsburger unterstreichen auch die Buchmacher, die für einen FCA-Sieg weniger Gewinn ausschütten als für einen Sieg der abstiegsbedrohten Berliner.