Augen zu – und durchgefallen
Ein Kommentar von Frank Heindl
Kulturpolitik kann anstrengend sein – die Mitglieder des städtischen Kulturausschusses müssten ein Lied davon zu singen wissen. Je knapper die Kassen, desto dröger werden die Diskussionen und Verhandlungen darüber, was sich eine Stadt an Kultur leisten kann, und was nicht.
Doch, Moment mal: Diskussionen und Verhandlungen? Wo finden die denn statt? Der Kulturausschuss wäre ein Ort, von dem solche Debatten ausgehen könnten. Der Kulturreferent könnte die Person sein, die, in Zusammenarbeit mit den beratenden Fachleuten, Impulse geben, Entwicklungen anstoßen, Richtungen weisen könnte. Von all dem war am Montag, einmal mehr, kaum etwas zu spüren. Peter Grab fragt, wenn er nach Perspektiven sucht, den Kämmerer. Seine Mitstreiter flehen in der Landeshauptstadt um Beistand. Und die Opposition betet ihr Mantra vom geldverschlingenden ku.spo-Unsinn. Alle nutzen sie ihre Standardausflüchte dazu, sich vor der wirklichen Herausforderung zu drücken: städtische Kulturpolitik in Zeiten knapper Kassen zu gestalten. Einem Projekt Perspektiven zu verschaffen bedeutet manchmal, sich von einem anderen zu verabschieden. Das auszusprechen, wagt in Augsburg derzeit niemand. Von Konzepten, wie man wichtiges von weniger wichtigem unterscheiden könnte, ist nichts zu hören. Und weil keiner weiß, wo’s langgehen soll, geraten die Protagonisten städtischer Kultur unversehens in den Status von Bittstellern.
Nicht die allerkleinste Kritik am Leiter des Kulturamtes wurde im Ausschuss laut, niemand bestritt Niveau und Erfolg des Mozartfestivals. Und doch ließ man Thomas Weitzel mit seiner Bitte um ein bisschen Planungssicherheit abblitzen wie einen Schuljungen. Aber so kann man Kultur nicht mal verwalten – geschweige denn gestalten. Und mit der Devise „Augen zu und durch“ wird das Mozartfestival beim Publikum womöglich bald einfach durchfallen.
» Ratlosigkeit und ungedeckte Wechsel