Auf Wiedersehen Uli Hoeneß
Am morgigen Samstag (20 Uhr) findet in Berlin das deutsche DFB-Pokalfinale statt. Bayern München trifft auf den VfB Stuttgart. Für beide Mannschaften geht es um nichts, was über den Erfolg in diesem Spiel und den damit verbundenen Gewinn des Titels hinausreicht.
Von Siegfried Zagler
Damit geht es im Prinzip jenseits aller Zukunftspläne um das Wertvollste in der Welt des Sports: Ehre. – Bayern hat mit der Deutschen Meisterschaft und dem grandiosen Gewinn der Champions League die höchste Form der Glückseligkeit erreicht und der VfB ist durch den Umstand, dass der Gegner Bayern München heißt, bereits als Finalist für die Europa League qualifiziert. Die Stuttgarter sind krasser Außenseiter. Für einen Euro Wetteinsatz bekäme man beim Wettanbieter “bwin” zehn Euro – wenn man verrückt genug wäre, auf einen VfB-Sieg zu setzen. Die Schwächung, die der brasilianische Fußballverband den Münchnern zufügte, indem er Dante und Luiz Gustavo ultimativ zur Länderspielvorbereitung bestellte, ist angesichts der Münchner Überlegenheit kaum der Rede wert. Der VfB Stuttgart wurde zuletzt vom FC Augsburg in der Bundesliga mit 3:0 geschlagen, was aber nicht unbedingt ausschlaggebend dafür sein dürfte, dass der VfB der FCA-Führung bezüglich der Planungen für die kommende Bundesligasaison in die Suppe zu spucken scheint. Der VfB streckt derzeit seine Fühler nach Moritz Leitner und Dong-Won Ji aus. Beide stehen ebenfalls auf dem Wunschzettel des FCA ganz oben. Nachdem die Stuttgarter bereits Ibo Traore vom Lech an die Neckar lotsten, könnte der VfB Stuttgart aus Augsburger Sicht zum Problemverein werden, sollten Ji und Leitner tatsächlich beim VfB landen.
Leitner und Ji zum VfB?
Uli Hoeneß ist der Chefarchitekt des modernen FC Bayern, seine Verdienste für den FC Bayern sind unbestritten und dennoch dürften nach dem Pokalfinale die Tage des Präsidenten beim FC Bayern gezählt sein. Hoeneß hat nämlich durch seine Steuerbetrugsaffäre auf der Ebene der Präsidenten das Wichtigste verloren, was man dort verlieren kann: Ansehen. Ohne Uli Hoeneß könne er sich den FC Bayern nicht vorstellen, so Karl Heinz Rummenigge. Es wird ihm allerdings nichts andres übrigbleiben. Zumindest für eine gewisse Zeitspanne. Nach dem Pokalfinale beginnt für Hoeneß der Abgesang beim FC Bayern, der in seiner Struktur und auch in der operativen Ebene gefestigt genug ist, um den Abgang eines Präsidenten vom Schlage eines Uli Hoeneß wegstecken zu können. Für Hoeneß gilt das Gleiche wie für jeden, der gegen ein Gesetz in einem Rechtsstaat verstoßen hat: Schuld und Strafe. Und es gilt für Hoeneß das Gleiche wie für jedermann, der von einem Gericht als schuldig befunden wurde: Willkommen zur zweiten Chance, weshalb das „Wiedersehen“ in der Titelzeile sehr ernst gemeint ist. Die Verpflichtung von Pep Guardiola war möglicherweise der spektakulärste Coup des Ulmers, der als Spieler für viele deutsche Fußballfans als derjenige in Erinnerung blieb, der 1976 den entscheidenden Elfmeter der Europameisterschaft in den Belgrader Nachthimmel drosch.
Was passiert mit Uli Hoeneß? Was macht Jupp Heynckes? Was läuft im Theater?
Nach diesem Spiel fängt für einen Mann, der in den zurückliegenden vierzig Jahren die Geschichte des deutschen Fußballs wie kein anderer geprägt hat, möglicherweise ein anderes Leben an. „Nach dem Spiel ist vor dem Spiel.“ Dieser Herberger-Spruch bekommt für Uli Hoeneß nach dem morgigen Pokalfinale eine andere Bedeutung. Ob Jupp Heynckes nach dem Triple sich nochmal einen Trainerjob bei Real Madrid antun wird, ist ebenfalls noch eine spannende offene Frage. Ansonsten ist festzuhalten, dass Samstagnacht eine Fußballsaison zu Ende geht, die nicht nur aus Augsburger Sicht eine großartige war. Die Bundesliga beginnt erst wieder am 9. August. Bis dahin wird die Sportredaktion der DAZ wieder öfters ins Theater gehen.