Auf und nieder
Das Augsburger Eishockey ist in dieser Saison eine Geschichte von tollen Siegen, aber auch von vielen deutlichen Klatschen. Warum eigentlich?
Von Peter Hummel
Als Fan der Augsburger Panther brauchte man schon immer gute Nerven, vor allem zur Weihnachtszeit. Aus unerklärlichen Gründen spielte die Eishockeymannschaft oft im Herbst ganz passabel in der Liga mit und versetzte Fachleute wie Publikum in großes Staunen, um dann rechtzeitig zu den Festtagen einen derartigen Einbruch hinzulegen, dass es am Ende nicht mal mehr für die Playoffs reichte oder der Einzug gerade noch über die Relegation glückte. Auch in der laufenden Saison gibt es dieses mysteriöse Weihnachts-Tief mit zuletzt zwei deutlichen Niederlagen (1:4 daheim gegen Straubing am Freitag, 7:0 in Mannheim am Sonntag). Das bedeutet derzeit Tabellenplatz zehn – mit größerem Abstand nach oben als nach unten.
Neu zu einigen Vorjahren ist in dieser Spielzeit allerdings, dass sich die Aufs und Abs nicht im Monatsrhythmus ereignen, sondern mitunter innerhalb weniger Stunden. So spielte die Mannschaft von Trainer Larry Mitchel Anfang Dezember gegen den Tabellenführer Kölner Haie ein sensationell gutes Eishockey und gewann 3:2, um dann gegen Nürnberg 0:4 zu verlieren und – um das Auf und Ab nicht in Frage zu stellen – schließlich in Krefeld 5:0 zu gewinnen. Manche schieben diese extremen Leistungsschwankungen ausschließlich auf das wirklich große Verletzungspech, das sich mit einer Schultergelenkssprengung bei Brian Rollof dieser Tage noch verstärkt hat.
Andererseits hat ein auch damals schon dezimiertes Team wie gesagt gegen Köln gewonnen, was in den letzten Wochen nicht vielen anderen Mannschaften gelungen ist. Was könnten also die Ursachen für diese mal phlegmatischen, mal großartigen Leistungen sein? An den Fans, die so zahlreich wie selten davor ins nun geschlossene Stadion strömen und dort Spiel für Spiel ein euphorisches Spektakel veranstalten, jedenfalls nicht. Dass die Mannschaft mehr kann, als sie mitunter zeigt, ist auch allen klar und Trainer Larry Mitchel wird wohl kaum im 6. Jahr in Augsburg von einem guten zu einem mittelmäßigen Trainer mutiert sein. Auch seine Gabe, Talente zu entdecken und zu fördern, dürfte er nicht mal eben so verloren haben. Bleibt die Frage, ob es an der Disziplin liegen könnte. Dass vor allem die kanadischen und die amerikanischen Spieler gern die urige Atmosphäre der Berghütte genießen, sei ihnen gegönnt. Ob dieses Vergnügen am Abend vor dem nächsten Spiel jedoch der Kondition dient, ist eine andere Frage.
Bleibt zu hoffen, dass die Panther-Akteure in den kommenden Wochen realisieren, dass sich sich nur für die nächste Spielzeit oder gar ein anderes Team empfehlen können, wenn sie sich ähnlich professionell wie ihre Anhänger präsentieren, die selbst dann nicht die Nerven verloren haben, als sie zu Hunderten im Sonderzug nach Schwenningen fuhren und dort, immerhin bei einem Liga-Neuling, mit einer 0:8-Klatsche bedient wurden.
Am zweiten Weihnachtsfeiertag steht das Spiel in München an, am Samstag geht es nach Wolfsburg, am Montag nach Ingolstadt. Würde man in keinem dieser drei Auswärtsspiele punkten, könnte der Vorsatz fürs neue Jahr allenfalls lauten: „Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren.“ (Bert Brecht)
Das nächste Heimspiel ist am 3. Januar gegen die Düsseldorfer EG. Ab diesem Match wird übrigens regelmäßig ein Fan die Partie in der DAZ analysieren. Wenn Sie Lust haben, auch mal der DAZ-Panther-Checker zu sein, dann schreiben Sie uns unter presse@daz-augsburg.de.