Asbest im Rathaus
Bei den vorbereitenden Untersuchungen für die 2016 geplante Sanierung des Oberen Rathaus-Fletzes wurde Asbest gefunden.
Stadtratssitzung im Oberen Rathaus-Fletz: Hinter den Stützen und im Bereich der Deckenbeleuchtung versteckt sich gefährlicher Asbest.
Dies teilte OB Kurt Gribl am Donnerstag in der Sitzung des Ferienausschusses mit. Laut Untersuchungen des Hochbauamtes sind die holzverkleideten Stahlstützen im Großen Sitzungssaal mit Spritz-Asbest ummantelt. Spritz-Asbest wurde auch in der Decke der benachbarten Teeküche gefunden, die zudem beschädigt ist. Raumluftmessungen hätten allerdings keine Grenzwertüberschreitungen ergeben. Gribl sprach von einem Wert von 100 Asbestfasern pro Kubikmeter. Der Zielwert für Innenräume nach Asbestsanierungen liegt bei 500 Fasern/m³. Laut Angaben des Bayerischen Landesamts für Umwelt lag im Jahr 2013 die allgemeine Hintergrundbelastung in der Umwelt bereits bei etwa 100 bis 150 Fasern/m³.
Sofortmaßnahmen eingeleitet
Die Stadt hat trotzdem Sofortmaßnahmen veranlasst. So wurde die Teeküche gesperrt. Bis zum Sitzungsbeginn nach der Sommerpause soll dort eine Gipskartondecke eingezogen werden, um die asbestbelastete Decke abzukapseln. Im Großen Sitzungssaal, dem Raum, in dem der Stadtrat tagt, wurden alle Fugen an den Holzverkleidungen der Stahlstützen mit Silikon abgedichtet.
Asbest war wegen seiner stabilitätsverbessernden und brandschützenden Eigenschaften bis Ende der 70er Jahre als Baustoff sehr beliebt. Gefährlich ist Asbest, wenn seine nur wenige Tausendstel Millimeter langen und deshalb unsichtbaren Fasern in die Luft freigesetzt werden. In die Lunge gelangte Fasern können wegen ihrer Form und Größe von den Fresszellen (Makrophagen) nicht abgebaut werden. Die Makrophagen werden vielmehr beim Versuch, die Fasern aufzufressen, von diesen „schaschlik“-artig aufgespießt und sterben ab. Um die Fasern bildet sich auf diese Weise funktionsloses Narbengewebe, wodurch die Lungenfunktion immer mehr eingeschränkt wird und das Krankheitsbild Asbestose entsteht.
Asbestfasern lösen durch mechanische Einwirkung auf Zellteilungsprozesse auch Rippenfell-, Bauchfell- und Lungenkrebs aus. Hierzu kann schon eine einzelne eingeatmete Faser ausreichen. Für Asbest gibt es deshalb – wie bei radioaktiver Belastung – keine Wirkungsschwelle und keine gesundheitlich unbedenkliche Dosis. Erkrankungen durch Asbest haben eine lange Latenzzeit. Noch heute gibt es in Deutschland jährlich etwa 1.000 beruflich bedingte Asbestkrebsopfer.
Der Einbau asbesthaltiger Bauprodukte ist in Deutschland seit 1991 verboten. Eine Pflicht, Asbest auszubauen besteht nicht. Umfangreich geregelt sind Sanierungsarbeiten an asbesthaltigen Bauteilen. Ziel hierbei ist immer, die Freisetzung von Asbestfasern zu verhindern. Ausgebauter Asbest wird in staubdichten Kunstoffsäcken (Big-Bags) verpackt, einbetoniert und in speziellen Deponien vergraben.