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Montag, 25.03.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

Armutsprävention: Augsburg setzt auf Freiwilligenarbeit

Bei der Armutsprävention in Augsburg registriert das Amt für Soziale Leistungen eine steigende Inanspruchnahme von Hilfsangeboten. Sozialreferent Max Weinkamm nahm diesen Trend zum Anlass, den Entwicklungsstand und das städtische Konzept der Armutsprävention zu erläutern.

Der Sozialreferent wurde in der gestrigen Pressekonferenz unterstützt von Wolfgang Leichs (Leiter des Amts für Soziale Leistungen), Rainer Tögel (Projekt Sozialpaten), Robert Kern (Projekte Wohnhilfe und Kinderchancen) und Wolfgang Krell (Freiwilligenzentrum, Diözesanreferent des SKM). Unter dem Begriff Armutsprävention versteht die Stadt Augsburg alle Anstrengungen, die Menschen davor bewahren, in Armut zu fallen. Die Armutsprävention der Stadt stützt sich auf drei Säulen: gesetzliche Leistungen, freiwillige Leistungen und persönliches Engagement. Insgesamt 33 Millionen Euro an gesetzlichen Leistungen erbringt die Stadt: Sozialhilfe aus den SGB II und XII, Wohngeld, die Übernahme von Miet- und Energieschulden, Umzugskosten, Kautionen und andere einmalige Leistungen. Hinzu kommen freiwillige Leistungen der Stadt von rund einer Million Euro für das Projekt Kinderchancen, die Mittagessenversorgung von Kindern und die Abdeckung von Armutsrisiken für Senioren und Alleinerziehende.

Rainer Tögel erläuterte das Projekt „Sozialpaten“. Hier wird Menschen in besonderen Lebenslagen – meist geht es um Überschuldung – auf freiwilliger Basis geholfen, anonym und vertraulich, aber mit menschlicher Wärme. Im Jahr 2005 startete das Projekt mit 14 Sozialpaten, die 1200 Beratungen durchführten. 2008 waren es 44 Paten, unterstützt von 4 Fallmanagern, die rund 2300 Anfragen bearbeiteten. Und weitere Paten werden gesucht. Die steigende Zahl von Beratungen hat vor allem damit zu tun, dass die Bekanntheit des Projekts und das Vertrauen gewachsen sind, nicht mit einer zunehmenden Armut in der Bevölkerung. Unter den Paten sind Anwälte, Finanzleute, aber auch handwerklich und kaufmännisch Vorgebildete. Das Durchschnittsalter der Paten liegt bei 57. Die meisten sind selbst nicht mehr erwerbstätig, aber auch Studenten sind darunter, die sich in ihrem späteren Berufsfeld ausprobieren wollen. Im Schnitt 15 Stunden im Monat setzen sich die Sozialpaten ein.

Anfragen aus dem gesamten Bundesgebiet

Das Besondere am Projekt Sozialpaten ist, dass ein Paradigmenwechsel weg vom ordnungspolitisch geprägten, hoheitlichen Verhältnis Behörde/Bürger hin zu Gesprächen auf Augenhöhe stattgefunden hat. Während Behördengespräche oft wegen befürchteter Schikanen gemieden werden, wird das Angebot der Sozialpaten gut angenommen. Im Vergleich mit hauptamtlichen Kräften bringen Sozialpaten eine „durch ihr Verantwortungsbewusstsein geprägte eigene Qualität“ hinzu. Es gibt keine andere Stadt, in der das Prinzip der Verantwortungsgemeinschaft so gut funktioniert. Immer wieder kommen Anfragen von anderen Städten aus dem gesamten Bundesgebiet, so Wolfgang Krell vom Augsburger Freiwilligenzentrum.

Robert Kern erläuterte das Wohnhilfeprojekt des Stadt. Zielsetzung ist auch hier die Prävention: Wohnungsräumungen sollen im Vorfeld verhindert werden. Dies geschieht durch sozialpädagogische und wirtschaftliche Unterstützung von betroffenen Familien und durch die Vermittlung zwischen Vermieter und Klienten. Tritt Obdachlosigkeit trotzdem ein, werden die Klienten in das Wohnhilfeprojekt aufgenommen. Die Stadt stellt hierzu 82 Obdachlosenwohnungen und für Einzelpersonen die Obdachlosenunterkunft in der Johannes-Rösle-Straße zur Verfügung. Angestrebt wird ein möglichst kurzer Aufenthalt in den Unterkünften und die Wiedereingliederung in neue dauerhafte Mietverhältnisse.

Erfolgreiches Konzept: Die Zahl der Bewohner von Obdachlosenwohnungen sinkt seit 2005 kontinuierlich. Von 300 Personen im Jahr 2005 ist sie auf aktuell 93 Personen, darunter 21 Kinder, gefallen. In der städtischen Obdachlosenunterkunft sind derzeit 58 Einzelpersonen untergebracht.