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Dienstag, 23.07.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

Als Bücher noch einmalig waren

Ausstellung von internationalem Rang im Maximilianmuseum

Von Bernd Wißner

Nach der Ausstellung zum Augsburger Tafelsilber präsentiert das Team um Museumsleiter Christoph Emmendörffer erneut ein kulturelles Highlight (neusprech: Leuchtturmprojekt). Glanz und Pracht der Reichsstadt Augsburg zeigen auf der Höhe ihrer europapolitisch und wirtschaftlich höchsten Macht in den 1540er-Jahren ihre schönste Ausprägung.

Diese Abbildung findet sich in Paul Hektor Mairs Geschlechterbuch von 1550 – es ist im Besitz der Augsburger Staats- und Stadtbibliothek.

Diese Abbildung findet sich in Paul Hektor Mairs Geschlechterbuch von 1550 – es ist im Besitz der Augsburger Staats- und Stadtbibliothek.


Im 16. Jahrhundert erlebte die Buchmalerei eine einzigartige Blüte. In einer Zeit, als Bücher noch im Wortsinn einmalige waren, entstanden kostbar illuminierte Prachthandschriften für Augsburgs Rat, Patrizier und Zünfte. Diese so genannten Ehrenbücher, kunstvoll gestaltete Genealogien und Chroniken, sollten durch die Verbindung von sorgfältig bearbeiteten Texten mit opulenter Bebilderung den Status ihrer Auftraggeber hervorheben.

Die Ausstellung „Bürgermacht & Bücherpracht“ im Maximilianmuseum vereint erstmals nahezu alle bekannten Augsburger Prunkhandschriften, Wappen- und Familienbücher aus Renaissance und Frühbarock. Gezeigt werden herausragende Werke wie z. B. das berühmte „Fuggersche Ehrenbuch“ aus der Bayerischen Staatsbibliothek oder das „Augsburger Geschlechterbuch“ der Staatsgalerie Stuttgart, das seit dem 2. Weltkrieg verschollen war und erst kürzlich wieder aufgetaucht ist. Besondere Höhepunkte sind die als Geschenke für Philipp II. von Spanien und Heinrich VIII. von England in der Werkstatt Jörg Breus d.J. geschaffenen Prachthandschriften aus dem Escorial bzw. dem Eton-College, die nach über 450 Jahren an ihren Entstehungsort zurückgekehrt sind und zum ersten Mal gemeinsam ausgestellt werden.

Die meisten Exponate stammen aus der Staats- und Stadtbibliothek

Aus dem „libro heraldica“ von 1545 (Real Biblioteca del Escorial).

Aus dem „libro heraldica“ von 1545 (Real Biblioteca del Escorial).


Der größte Teil der Exponate stammt aus den Beständen der Staats- und Stadtbibliothek Augsburg. Bei der Ausstellungseröffnung wiesen mehrere Redner darauf hin, dass die existenzbedrohende Haltung der Stadt Augsburg zur eigenen Staats- und Stadtbibliothek eine Kulturschande erster Güte sei. Beachtung fand auch die Tatsache, dass die Ausstellung nur durch Sponsoren finanziert worden ist – die Stadt Augsburg hat sich hier vornehm zurückgehalten und sich konsequenterweise sogar bei der Eröffnungs- Pressekonferenz entschuldigen lassen. Dabei hätte man sich im Licht dieses Leuchtturmes hätte wohlig sonnen können nach all den Kulturpannen der jüngsten Vergangenheit.

Kataloge



Zur Ausstellung erscheinen zwei reich illustrierte Kataloge, da die farbprächtigen Abbildungen aus den Prachthandschriften von Eton College und dem Escorial in einem eigenen Katalog erstmalig veröffentlicht werden (Bearbeitung Dr. Helmut Zäh, der auch Kurator der Ausstellung ist und Heidrun Lange). Auch der Faksimile-Doppelband des „Fuggerschen Ehrenbuchs“, eines der wertvollsten Ausstellungsstücke, kann zum Sonderpreis erworben werden. Da ausgestellte Bücher den Nachteil haben, sehr „einseitig“ zu sein, sind die Ausstellungsmacher auf die lobenswerte Idee gekommen, wesentliche Inhalte der Bücher in digitalen Bilderrahmen zu zeigen.

Führungen und Veranstaltungen



Zur Ausstellung „Bürgermacht & Bücherpracht“ wird ein vielfältiges Führungsprogramm angeboten. Jeweils mittwochs um 12 Uhr finden halbstündige Autorenführungen sowie um 14 Uhr Führungen der vhs Augsburg statt. Donnerstags gibt es ab 18 Uhr Themenführungen, die im Museums-Café mit einem gemeinsamen Imbiss beendet werden. Dienstags um 18 Uhr halten Fachleute Vorträge zu Themen der Ausstellung. Ebenso finden Führungen zum neu eingerichteten „Lapidarium“ statt, das u. a. bedeutende Zeugnisse Augsburger Patrizierfamilien enthält. Angeboten werden außerdem Aktionen für Kinder und Schulklassen sowie Workshops zur Kalligraphie und zur Technik des Kupferstichs. Über sämtliche Angebote informiert ein eigener Programmflyer. Zur Ausstellung wird ein Audioguide angeboten.

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Bürgermacht & Bücherpracht

Maximilianmuseum, Fuggerplatz 1

18. März bis 19. Juni 2011

Di und Do 10 – 20 Uhr

Mi und Fr-So 10 – 17 Uhr

Eintrittspreise:

Erwachsene 8 €, ermäßigt 6 €, Gruppen (ab 10 Personen) 5,50 €/Person.

Kontakt/Führungsbuchung: 0821 324 4103


» www.buecherpracht.de