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Sonntag, 24.03.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

Alban Bergs Wozzeck im Großen Haus

Das Stadttheater Augsburg zeigt am 7. März 2015 im Großen Haus (19.30 Uhr) die Alban Berg Oper „Wozzeck“ nach der Dichtung von Georg Büchner.



Die Premiere eines sperrigen Stücks Musiktheater mit einer langen und erfolgreichen Rezeptionsgeschichte – die Uraufführung fand 1925 statt – könnte zum Höhepunkt der diesjährigen Spielzeit des Augsburger Stadttheaters avancieren. Berg nutzt im Wozzeck alle zu seiner Zeit zur Verfügung stehenden musikalischen Mittel wie Atonalität und Vorformen der Zwölftontechnik, um die Handlung der Büchnerschen Vorlage nachzuzeichnen und kreierte ein bedrückendes expressionistisch übersteigertes Seelendrama. Alban Berg schreibt neben dem großen Orchester im Graben (mit mehrfach besetzten Bläsern, großem Schlagzeugapparat und unüblichen zusätzlichen Instrumenten wie Rute und Bombardon) ein zweites Orchester als Bühnenmusik vor. Auch die Behandlung der Singstimme ist ungewöhnlich differenziert, da er mehrere Zwischenstufen zwischen gesprochenem und gesungenem Wort vorschreibt („gesprochen, aber rhythmisch festgelegt). Eine besondere Rolle spielt hierbei die sogenannte „rhythmische Deklamation“, eine genaue Notation von rhythmisch und intervallisch fixiertem Sprechgesang, den Bergs Lehrer Arnold Schönberg erfand. – Dem im Wesentlichen im atonalen Stil geschriebenen „Wozzeck“ liegt ein sorgfältig durchgearbeiteter Aufbau zu Grunde. Alban Berg baut in seinem Libretto 15 der bei Büchner ursprünglich 25 Szenen ein, die er in drei Akte mit jeweils fünf Szenen aufteilte. Jeder dieser Akte hat eine eigene musikalische Form, gebunden an die dramaturgische Bedeutung; die Szenen verbindet er mit kurzen musikalischen Überleitungen.

Woyzeck (so die Schreibweise der historischen Figur) ist ein Soldat, der seine Geliebte aus Eifersucht umbringt. Ist er „nur“ ein skrupelloser Mörder, oder trägt auch die Gesellschaft Mitschuld an seinen Taten? Georg Büchner widmete sich dieser Frage in seinem Dramenfragment „Woyzeck“, das Alban Berg als Libretto für seine Oper verwendete. Der Stoff beruht auf dem historischen Fall des Johann Christian Woyzeck, der sich kurz nach dem Mord an seiner Geliebten selbst der Polizei stellte. Während des Strafprozesses wurde er für zurechnungsfähig erklärt, seine psychischen Qualen jedoch blieben unbeachtet. Erst in Büchners Werk und noch mehr in Alban Bergs Komposition finden die seelischen Abgründe des Soldaten einen künstlerischen, hoch expressiven Ausdruck, den Ludger Engels (Regie) und Ric Schachtebeck (Bühne und Kostüme) für das Theater Augsburg neu interpretieren. Die musikalische Leitung liegt bei Roland Techet. – Am 3. März findet um 18.30 Uhr eine Werkstatt zu „Wozzeck“ statt – mit Probenbesuch, einem Gespräch mit dem Regieteam und einer Einführung durch Produktionsdramaturgin Juliane Votteler.