Kommentar
Abwärts
Warum der FC Augsburg sich im freien Fall befindet
Kommentar von Siegfried Zagler
Die aktuelle Tabellensituation sowie eine fehlende sportliche Entwicklungsperspektive in dieser Saison verheißen nichts Gutes. Der FCA befindet sich in einer schweren Krise, die das Management und die sportliche Leitung zu verantworten haben.
Im Vorfeld der Hinrunde haben sich Reuter, Baum und Co. von Caiuby veräppeln lassen. Im Gegensatz zum Fall Opare zeigten sich die Verantwortlichen wohl aus ökonomischen Überlegungen tolerant und sanktionierten Caiubys Trainingslager-Fernbleiben lediglich mit einer Geldstrafe. Ein schwerer und unverzeihlicher Fehler.
Dann folgte ein furioser Saisonstart mit acht Punkten aus sechs Spielen, waren großartige Augsburger Partien zu sehen – gegen Dortmund, Bayern, Leipzig, Freiburg usw. Die Ergebnisse stimmten nicht immer, die Spielweise schon: Der FCA spielte begeisternden Fußball, presste hoch, kämpfte um jeden Ball, fand sich auch stets in die Zweikämpfe, kombinierte, suchte den schnellen Abschluss und lief beinahe jeden Gegner in Grund und Boden.
Pech nur, dass die beiden Torhüter des FCA nicht auf dem Niveau der Mannschaft waren und mit ihren Patzern dafür sorgten, dass man in Augsburg in eine unwirkliche Ergebniskrise schlitterte. Sechs bis acht Punkt mehr hätte man am Lech auf dem Konto, hätte man bessere Torleute. Diese Rechnung war und ist nicht verkehrt. Die sportliche Leitung hat diesen Fehler eingestanden und mit Gregor Kobel nachgebessert.
Dann hat sich im Team nach eigenen Aussagen ein Schlendrian auf und neben dem Platz eingeschlichen. Zuviel Nachsicht mit Caiuby könne dafür der Auslöser gewesen sein. Doch noch stand der FCA auf Augenhöhe mit jedem Gegner.
Das ist jetzt vorbei. Eine verunsicherte Mannschaft zeigte sich nach der Winterpause am tiefsten Punkt ihrer Bundesligazugehörigkeit: Kein Feuer, kein Esprit, dafür Destruktion mit Betontaktik und Verkrampfung, kein Rad greift mehr ins andere. Der FC Augsburg ist zu einer fußballerischen Zumutung mutiert.
In der Saison 2016/17 musste Dirk Schuster mit 14 Punkten aus 14 Spielen gehen, weil er, so die damalige offizielle Begründung, einen destruktiven Fußball spielen ließ, womit man sich in Augsburg nicht identifizieren wolle.
Schusters Nachfolger, Manuel Baum, ließ nun gegen Düsseldorf und Gladbach defensiver und destruktiver spielen als Dirk Schuster es jemals gewagt hätte. Baum brachte sich in den vergangenen Wochen mit seinen Startaufstellungen, seinen Einwechslungen und nun auch mit dem neuen Augsburger Dekonstruktionsfußball selbst in die Schusslinie. Ehemalige Leistungsträger wie Max, Gregoritsch, Finnbogason, Hinteregger und auch Richter sind völlig außer Form. Die Mannschaft wirkt unfit, falsch auf- und eingestellt und wieder war es der Torhüter, der die Niederlage einleitete.
Was ist im Wintertrainingslager passiert? Der Augsburger Abwärtstrend wurde nicht gestoppt, sondern eher beschleunigt. Es ist nun an der Zeit, zu hinterfragen, ob Manuel Baum und sein Trainerteam noch in der Lage sind, die Mannschaft in die Erfolgsspur zurückzuführen.
Man muss in Augsburg jeden Stein umdrehen, alles ist zu hinterfragen, alles mögliche zu unternehmen, denn wenn es so bleibt, wie sich der FCA in den vergangenen Wochen präsentierte, ist der Abstieg nicht zu vermeiden.