Brechtfestival: Tiger Lillies beeindrucken in der Brechtbühne
Das „Brechtian Punk Cabaret“ leistet einen kongenialen Beitrag im Geiste Brechts
Von Halrun Reinholz

Ein passender Beitrag zur Internationalität der Veranstaltung
Auch wer die Texte nicht kennt und nicht im Detail versteht, wird mitgerissen von der Professionalität, mit der Instrumente (unter anderem auch eine Singende Säge) und Stimmen sich scheinbar spielerisch zu einem Ganzen finden. Betont unbewegte Gesichter schaffen eine Distanz zum Geschehen im Lied und bringen es dadurch erst recht zur Geltung. Brechts Moritaten lassen grüßen. Unaufgeregt auch die Zugaben: „Any requests?“ Tiger Lillies Fans kennen das Spiel und nennen Titel. Oh, lange nicht geübt. Aber es klappt, der Bassist souffliert ein bisschen Text.
Die Tiger Lillies für das Brechtfestival zu gewinnen, war zweifellos ein guter Ansatz im Gesamtkonzept und ein passender Beitrag zur Internationalität der Veranstaltung. Die Band sieht sich selbst explizit in der Brecht-/Weillschen Tradition und in der Chanson-Tradition der 20er und 30er Jahre, hat aber auch ihre Bezüge zum klassischen Operngesang. Mit Shockheaded Peter (nach Texten aus Struwwelpeter) entstand 1998 ein Klassiker, der unter anderem auch am Theater Augsburg erfolgreich aufgeführt worden ist. Aber auch Büchners Woyzek oder Shakespeares Hamlet waren Vorlagen für ihre Alben. Brechts Dreigroschenoper wurde 2001 in ihrem Album zur 2 Pennies Opera. Understatement at its best.