Kommentar
Staatstheater: Die Kunst des Erklärens
Vor drei Wochen hatte Baureferent Steffen Kercher angekündigt, die öffentliche Kommunikation zur Theaterbaustelle sei künftig Aufgabe des Kulturreferats (DAZ berichtete). Ein nüchterner Zeitungsartikel, der nun eine neue PR-Stelle dort vermeldete, hat die Augsburger Opposition am Mittwoch in helle Aufruhr versetzt.
Kommentar von Bruno Stubenrauch

„Wir müssen unsere Politik nur besser erklären“ (Symbolbild)
Trotz fortbestehender Beauftragung einer externen Kommunikationsagentur will die Stadt Augsburg eine zusätzliche, befristete Teilzeitstelle schaffen, zur „transparenten, aktuellen und niederschwelligen Kommunikation“ rund um die Theatersanierung, und auch weil die Aufgabe anspruchsvoller werde.
Für die Opposition – von FDP/Pro Augsburg über die V-Partei³ bis hin zu Freien Wählern und Die Partei – ist die Schaffung der PR-Stelle jedoch kein Akt der Transparenz, sondern ein Symbol politischer Hilflosigkeit.
Teurer Versuch, Vertrauensdefizite zu übertünchen
Die Kritik ist messerscharf: Iris Steiner (FDP) rechnet vor, dass Augsburgs Pro-Kopf-Ausgaben für PR bereits auf dem Niveau der viel größeren Landeshauptstadt München liegen. Statt Baupläne zu korrigieren, werden Millionen in Kommunikations-Bubbles gesteckt. Das Geld fehle, so Steiner, an wichtigeren Stellen.
Roland Wegner (V-Partei³) spricht von einem „Armutszeugnis“ und einer „Augsburger Kommunikationskomödie“. Er kritisiert, dass Berufspolitiker, die ständig belanglose Videos auf Instagram posten, offenbar die Sprache verloren haben und stattdessen ständig neue Sprecher einkaufen müssen, um eine klare Führung vorzutäuschen.
Den härtesten Ton schlagen Peter Hummel (Freie Wähler) und Lisa McQueen (Die Partei) an: Die Stadt versuche, ein problembehaftetes Projekt durch „geschönte Kommunikation“ zu retten. PR sei aber „das Gegenteil von Authentizität“. Hummel und McQueen fordern radikale Transparenz durch ein ungefiltertes Informationsportal – nicht durch einen weiteren PR-Experten, dessen Job es sein wird, die Wahrheiten hinter schönen Bildern auf Instagram zu verstecken.
„Wir müssen unsere Politik besser erklären“
Natürlich muss die Stadt ihrer Pflicht nach der Gemeindeordnung nachkommen, die Öffentlichkeit über ein so wichtiges und kostspieliges Projekt umfassend zu informieren. Die Bürger haben ein Recht darauf, zu erfahren, was mit ihren Steuergeldern passiert. Unter diesem Aspekt muss man auch die Theaterquartierskonferenzen und den Tag des offenen Viertels sehen.
Doch mit der neuen PR-Stelle droht die Rathausspitze in die klassische Falle der deutschen Politik zu tappen: Anstatt Fehler in der Sache einzuräumen und zu korrigieren, wird das Problem auf die Bürger projiziert. Die Schaffung der Stelle läuft so Gefahr, zur Umsetzung der Floskel „Wir müssen unsere Politik besser erklären“ zu werden.
Bürger sind keine unmündigen Kinder
Eine solche Haltung wäre herablassend und politisch gefährlich. Sie suggeriert nämlich, die Bürger hätten die Komplexität der Theatersanierung, die Kostenexplosion oder den Architektenwechsel nur nicht verstanden. Und sie würde eine inhaltliche Vertrauenskrise mit einem kommunikativen Defizit verwechseln.
Die Bürger sind aber nicht unmündig und brauchen keine Hochglanzbroschüren, die ihnen Fehler der Verwaltung schönreden. Sie dürfen Ehrlichkeit und – wo nötig – die Übernahme von Verantwortung erwarten, und dass ihr Geld zweckmäßig und nicht für die Inszenierung einer vermeintlich guten Arbeit ausgegeben wird.