Neuer Silberglanz im Maximilianmuseum
Glänzendes Tafelsilber aus dem frühen 19. Jahrhundert bereichert das Maximilianmuseum
Von Dr. Helmut Gier
Lange Zeit herrschte die Wahrnehmung vor, dass das Augsburger Gold- und Silberschmiedehandwerk um 1770 oder spätestens mit der Eingliederung der Reichsstadt 1806 seine herausragende überregionale Stellung einbüßte. Mit dem Ende des Rokoko und dem Siegeszug des Klassizismus wurden zwar kaum noch aufwendig gestaltete Kunstobjekte mit reichem ornamentalem und figürlichen Schmuck verlangt, dafür nahm die Bedeutung des Tafelsilbers im ausgehenden 18. Jahrhunderts zu. Auf diesem Gebiet behielt das Augsburg die Augsburger Goldschmiedekunst durchaus eine führende Stellung, mit der staatlichen Neuordnung nach dem Ende des Alten Reichs 1806 im Napoleonischen Zeitalter kam es im frühen 19, Jahrhundert sogar noch einmal zu einer Spätblüte.
Dies ist hauptsächlich ein Verdienst des Goldschmieds, Händlers und Fabrikanten Johann Alois Seethaler, der letzten großen Persönlichkeit in der Geschichte des Augsburger Kunsthandwerks. Bereits 1807 erhielt er mit seinem Unternehmen von dem 1806 zum König erhobenen Max I. Joseph den Auftrag, für den Münchner Hof ein großes Silberservice anzufertigen. Als weiterer qualitätvolle Arbeit, mit der 1817 begonnen wurde, ragte das Tafelservice für König Wilhelm I. und Katharina von Württemberg heraus. Hervorzuheben ist zuletzt das 1820 gefertigte Service für den Großherzog Georg von Mecklenburg-Strelitz.
Alle diese glanzvollen Arbeiten für Königs- und Fürstenhäuser waren natürlich für den Export bestimmt. Um an ihrem Entstehungsort eine Vorstellung davon zu vermitteln , bedarf es den Kunstmarkt aufmerksam beobachtender zahlungskräftiger Sammler, denn die bescheidenen Möglichkeiten der Augsburger Institutionen reichen in der Regel nicht aus, wenigstens einzelne Teile dieser Exportwaren bei Gelegenheit zurück zu gewinnen.
Insofern ist es ein besonderer Glücksfall, dass nach dem großen Augsburger Mäzen Kurt F. Viermetz, der ein besonderer Liebhaber der Augsburger Goldschmiedekunst war, das Maximilianmuseum nun für die Bereicherung ihrer Sammlungen auf das Vermächtnis eines weiteren in Augsburg geborenen Sammlers dieses berühmten Zweig des reichsstädtischen Kunsthandwerks, nämlich Fritz Dennerlein, zählen darf. Bereits im Sommer 2020 erhielt das Augsburger Museum als Dauerleihgabe zwei kostbare Wärmeglocken aus dem Prunkservice des sächsischen Kurfürsten und polnischen Königs August des Starken aus der Sammlung des 1932 in Augsburg geborenen und 2018 gestorbenen Dennerlein, der bei den Energieunternehmen Esso und Shell Karriere machte.
Gleichsam als Geschenk zu den Festen am Jahresende 1921 folgten nun zwei jeweils fünf Kilo schwere Terrinen aus dem Tafelservice für den Großherzog Georg von Mecklenburg-Strelitz und eine als Gondel gestaltete silberne Anbietschale von 1825.
Diese Arbeiten sind jetzt Teil der Dauerausstellung im Maximilianmuseum und können besichtigt werden. Damit ist nun auch diese letzte Blüte der Augsburger Gold- und Silberschmiedekunst mit herausragenden glanzvollen Objekten vertreten. Dies sollte der Anlass sein, wieder einmal die im Maximilianmuseum präsentierten prachtvollen und kostbaren Erzeugnisses dieses Kunsthandwerks zu bewundern.