Ausstellung: Lehrer Rembrandt – Der große Maler im Spiegel seiner Schüler
Zum Ausklang des Rembrandt-Jahres anlässlich seines 350. Todestages zeigen die Städtischen Kunstsammlungen im Schaezlerpalais eine Ausstellung zum einflussreichen Wirken des bedeutendsten und berühmtesten holländischen Malers der Barockzeit.
Von Dr. Helmut Gier
Ausgehend von einem großen Werk Rembrandts selbst spiegelt die Präsentation den großen Künstler in Gemälden und Zeichnungen seiner Schüler. Denn auch als Lehrer war Rembrandt sehr gefragt, noch heute sind rund 50 Schüler namentlich bekannt. Gruppiert um Rembrandts Werk „Hendrickje Stoffels als Pallas Athene“ sind in der Ausstellung rund 40 erlesene Gemälde und Zeichnungen zu sehen, die einen Eindruck von der vorzüglichen Kunst im Umkreis Rembrandts vermitteln. Gemäß dem eher bürgerlich-protestantischen Charakters des Barocks in Holland dominieren Bildnisse von Angehörigen unterschiedlicher sozialer Schichten, darunter auch ein Porträt des jungen Rembrandt vermutlich von seinem ersten Schüler Gerrit Dou.
Dieser kommerziell erfolgreichste holländische Maler des 17. Jahrhunderts ist daneben mit einem virtuosen Stillleben mit Rüstung, Schild und Schwert als Allegorie der Kriegskunst vertreten. Des Weiteren finden sich mehrere biblische Motive und naturalistisch anmutende Genreszenen wie ein „Pissender Soldat vor dem Bordell“ von Aert de Gelder.
Landschaftsdarstellungen sind eher unter den Zeichnungen und Radierungen vertreten, doch ein großartiges Gemälde in dieser Gattung, die „Landschaft mit Steinbrücke“ von Govaert Flinck mit dramatischen Lichteffekten ist hier hervorzuheben. Dieses Werk ist sogar mit „Rembrandt“ signiert, was aber wohl später hinzugefügt wurde. Doch zeigt dies immerhin, wie fließend die Übergänge zwischen Lehrer und Schüler in den Augen der Betrachter sein konnten.
Zu- und Abschreibungen der Urheberschaft verschiedener Werke durchziehen deshalb die Beschäftigung mit Rembrandts Kunst. Ein schönes Beispiel dafür ist das zur Haberstock-Stiftung gehörende „Bildnis einer jungen Frau“ von Isaac de Jouderville, das aufgrund seiner am Vorbild des Meisters orientierten Lichtführung und Farbigkeit schon mehrfach Rembrandt zugewiesen wurde.
Höhepunkt der Ausstellung ist zweifellos das aus einer Privatsammlung stammende Gemälde mit der Darstellung der „Pallas Athene“, für die Rembrandts zweite Lebensgefährtin Hendrickje Stoffels als Modell diente. Dieses bedeutende Bild aus der späten Schaffensphase des großen Künstlers kann ihm mittlerweile zweifelsfrei zugeschrieben werden. Seine Präsentation in der Ausstellung bietet daher die einmalige Chance, auch in Augsburg einmal ein herausragendes Werk des berühmten holländischen Malers im Original bewundern zu können.
Zu den zahlreichen Kunstwerken aus Augsburger Beständen gehören zum Abschluss der Ausstellung auch mehrere Arbeiten des Augsburger Künstlers Johann Ulrich Mayr. Er ging als einziger aus der Reichsstadt am Lech stammender Maler bei Rembrandt in die Lehre. Im Zusammenhang mit den Zu- und Abschreibungen von Werken des großen Lehrmeisters gelangte er für kurze Zeit noch einmal zu großer Bekanntheit, als Rembrandt eines seiner populärsten Gemälde, nämlich „Der Mann mit dem Goldhelm“, abgeschrieben wurde und er als Künstler fälschlicherweise in Betracht gezogen wurde. Dass er ein Maler von Rang war, zeigen die ausgestellten Werke, darunter der eindrucksvolle „David mit dem Haupt des Goliath“.
So bietet die Ausstellung im Schaezlerpalais die Gelegenheit, in die große Epoche, das „Goldene Zeitalter“, der holländischen Kunst im 17. Jahrhundert einzutauchen, den Einflüssen des größten Malers dieser Zeit nachzuspüren und die Welt Rembrandts auf sich wirken zu lassen. Es lohnt sich.
Die Laufzeit der Ausstellung im Schaezlerpalais ist bis 16.01.2022 geplant. (Di-So 10-17 Uhr).