"Es war wichtig stehen zu bleiben"
AfD-Parteitag in Augsburg: Proteste gegen AfD – und OB Kurt Gribl
Bis in die frühen Abendstunden verliefen die heutigen Kundgebungen gegen den AfD-Parteitag in Augsburg friedlich
Von Siegfried Zagler
Laut Angaben der Polizei gab es bis jetzt lediglich harmlose Reibereien im Bereich der Messe: 43 Demonstranten hätten versucht, über die Absperrungen zu klettern. Sie wurden von Polizeibeamten durch Drücken und Schieben daran gehindert. Anschließend marschierten zwei Protestzüge Richtung Königsplatz, um sich schließlich am Augsburger Rathausplatz zu treffen, wo bereits Tausende Menschen auf ihre Ankunft warteten. Nach Polizeiangaben beteiligen sich dort rund 5.000 Menschen an der Kundgebung, auf der u.a. Juso-Vorsitzender Kevin Kühnert (SPD), Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth (Grüne) und Augsburgs Oberbürgermeister Kurt Gribl sprachen.
Eier und Tomaten gegen Gribl
Gribls Rede wurde von Pfiffen und Buhrufen von zirka einem Drittel der auf dem Rathausplatz versammelten Demonstranten begleitet. Eier und Tomaten flogen Richtung Gribl, der nicht getroffen wurde und seine Rede erstaunlich souverän ohne Unterbrechung zu Ende brachte. Polizisten in Kampfausrüstung schützten die Bühne, um Übergriffe zu vermeiden, was ohne Rangeleien nicht möglich war. Schließlich erhielt OB Gribl von der Mehrzahl der Demonstranten für seine Rede, in der er nicht über die AfD, sondern über die Aufgaben der Friedensstadt sprach, warmen Applaus. Backstage sagte Gribl, dem man den Schrecken deutlich ansah, dass einiges geflogen sei, aber nichts getroffen habe.
Gribl: „Die CSU sucht nach Klarheit und Gestaltung“
„Der ganze Rathausplatz war voller Leute. Tausende in friedlicher Grundhaltung. Und dann war ein Block, der auf Krawall gebürstet war. Wenn man da das Feld räumt dann braucht man keine Veranstaltung mehr durchführen und keinen gemeinsamen Nenner mehr suchen. Aber das ist die permanente Aufgabe in der Friedensstadt Augsburg“, so Gribl, der sich schnell gefangen hatte und mit einem leichten Anflug von Stolz sagte, dass es wichtig gewesen sei, „stehen zu bleiben“. Der DAZ beantwortete CSU-Vizevorsitzender Kurt Gribl die Frage, ob die Proteste gegen seine Person mit der rethorischen AfD-Annäherung seiner Partei zu tun haben könnten, dass es diese Annäherung nicht gebe, sondern dass vielmehr die CSU in der Flüchtlingsfrage nach Klarheit und Gestaltung sucht, und dabei die Humanität immer an erster Stelle stehe. „Darüber hinaus spielt aber auch die Frage der Aufnahmekapazität eine Rolle – sowie die Frage der Bereitschaft der Bevölkerung“, so Gribl.
Roth: „Ein Angriff auf die Grundlagen unserer Demokratie“
Während sich Gribl den Fragen der Journalisten stellte, sprach Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth. Sie hielt eine typische Roth-Rede in einer Tonalität zwischen Betroffenheit und Kampfbereitschaft. Es gehe hier um Widerstand gegen „Hass und Hetze“. Der AfD-Parteitag sei kein Spiel, sondern „ein Angriff auf die Grundlagen unserer Demokratie“.