7. Sinfoniekonzert: Das Dunkle und die Weite der Taiga
Ovationen vom begeisterten Publikum für die Gäste Christof Prick und Peter Zimmermann: In der Augsburger Kongresshalle entwickelte das sich 7. Sinfoniekonzert des Augsburger Orchesters zu einem großen Erfolg.
Von Halrun Reinholz
Eine interessante Idee im Programmheft des 7. Sinfoniekonzerts: Jahreszahlen stehen da und darunter einige Angaben – zur (russischen) Zeitgeschichte, aber auch zu den Biographien der drei Komponisten, deren Werke in diesem Konzert gespielt werden. Anatoli Ljadov dürfte dem deutschen Konzertpublikum am wenigsten geläufig sein. Der 1855 (zur Zeit des Krimkriegs) geborene Komponist hatte jedoch zu Lebzeiten einen gewissen Ruhm, war Kompositions-Professor, Dirigent und Lektor in einem Musikverlag und als Komponist Protegé von Rimsky-Korsakov. In der Tradition von Modest Mussorgsky zeigte er Interesse an russischer Folklore und setzte diese musikalisch um. Seine „Legende für Orchster“ Kikimora eröffnete den russischen Sinfonie-Abend in der Kongresshalle. Der zwei Generationen jüngere Komponist Dmitri Schostakowitsch trug mit seinem Violinkonzert Nr. 2 in cis Moll dazu bei. Anders als die bekannteren Sinfonien des Komponisten wirkt dieses 1968 geschriebene Werk vergleichsweise düster. Zwar war die Zeit des kunstfeindlichen Stalinismus in der Sowjetunion zu dem Zeitpunkt schon Vergangenheit, aber die persönlichen Lebensumstände des Komponisten (Krankheit, Depression) machten ihn verhalten. David Oistrach, dem das Werk gewidmet war, brachte es 1967 zur Uraufführung. In der Kongresshalle war Frank Peter Zimmermann der Solist. Eine Ehre für die Philharmoniker, gilt er doch neben Anne Sophie Mutter als der gefragteste deutsche Geiger. Das Publikum lag ihm zu Füßen und er bedankte sich mit einer ausgiebigen Zugabe. Nach der Pause folgte der dritte Komponist im (russischen) Bunde: Sergej Rachmaninov, vom Alter her zwischen Ljadov und Schostakowitsch stehend und damit etwa Zeitgenosse von Gustav Mahler. Kein Wunder, dass die Sinfonie Nr. 2 e-Moll Anklänge erahnen lässt. Ausufernd zeigt sich die russische Seele in der langen Sinfonie, doch auch facettenreich. Der Gastdirigent des Konzerts, Christof Prick, ist kein Unbekannter, sondern als erfahrener Musiker mit den meisten der großen Orchester vertraut, einst war er (mit 28) der jüngste GMD Deutschlands. Sein Umgang mit der russischen Musik brachte ihm viel Applaus ein, auch von den Musikern, die sich den Publikumsovationen demonstrativ anschlossen.