FCA in Dortmund: Klopp ist der Architekt des Niedergangs
Am heutigen Mittwochabend treffen im ausverkauften Signal-Iduna Park in Dortmund (20 Uhr) mit dem FCA und Borussia Dortmund zwei Mannschaften aufeinander, die nur zwei Dinge gemeinsam haben: Beide stehen zurecht dort, wo sie stehen und für beide ist ihr Tabellenstand ziemlich überraschend. Die Dortmunder wurden vor der Saison wie gewohnt als Bayern-Verfolger gehandelt und die Augsburger selbstverständlich als Paderborn-Begleiter Richtung Zweite Liga. Niemand konnte ahnen, dass sich diese Prognosen in ihr Gegenteil verkehren sollten.
Von Siegfried Zagler
Weshalb Augsburg nach 18 Spieltagen immerhin 14 Punkte vor Dortmund in der Tabelle liegt, lässt sich mit wenigen Federstrichen skizzieren. Erstens blieben die Augsburger bis auf eine Ausnahme von Verletzungspech wichtiger Spieler verschont und besitzen zweitens durchgängig in allen Mannschaftsteilen erfahrene und formstarke Akteure, während die Dortmunder Mannschaft auf eher junge und unerfahrene Spieler zurückgreifen muss, weil sie den Wegfall wichtiger Spieler zu verkraften hatten: Gündogan, Sahin, Subotic, Hummels, Schmelzer, Reus. – Drittens haben die Augsburger im Gegensatz zu den Dortmundern Angreifer in ihren Reihen, die das Tor treffen. Altintop hat im späten Fußballer-Alter nicht nur die Form seines Lebens entwickelt, sondern auch eine ganz andere Interpretation seiner Rolle auf dem Feld. Das Gleiche gilt für Tobias Werner und Raul Bobadilla, die sich zusammen mit Altintop aus dem Rückraum den Weg in die Spitze teilen. – Die beiden neuen Dortmunder Spitzen Immobile und Ramos sind formschwach und wirken wie Fremdkörper im Dortmunder Gefüge. Aubameyang sowie Mkhitaryan treten auf der Stelle. Reus hat nach seiner Verletzungsserie Fitnessprobleme.
Viertens krankt die ursprüngliche Stärke der Dortmunder, das blitzschnelle Umschaltspiel an der schwachen Form diverser Dortmunder Spieler. Fünftens haben sich zahlreiche Augsburger Spieler weiterentwickelt, während es bei den Dortmundern umgekehrt zu laufen scheint. Viele Spieler sind in ihrer Entwicklung stehen geblieben oder sogar hinter ihre ehemalige Klasse gerutscht. Im Mittelfeld befindet sich aktuell im Dortmunder Kader weder in der Vorwärts- noch in der Rückwärtsbewegung ein Spieler, der die Klasse eines Daniel Baiers hätte. Auch FCA-Neuzugang Höjbjerg machte am vergangenen Spieltag einen wacheren und handlungschnellern Eindruck als Kagawa und Kollegen. Die Dortmunder-Systemmaschine existiert nicht mehr.
Sechstens: Die beiden Dortmunder Innenverteidiger Subotic und Hummels sind ebenfalls von ihrer Bestform weit entfernt, während dagegen Klavan und Callsen-Bracker auf hohem Niveau spielen und kaum Fehler machen. Wenn man es auf die Spitze treiben will, könnte man sich darauf verständigen, dass derzeit (Form schlägt Klasse) bis auf der Torhüterposition der FCA auf jeder Position besser besetzt ist als Dortmund.
Siebtens: Das gilt auch für die Trainer. Mit Jürgen Klopp steht in Dortmund ein Trainer in der sportlichen Verantwortung, der in dieser Saison die Möglichkeiten seines Kaders nicht richtig erkennen wollte und immer noch davon sprach, dass die Bayern noch im einholbar wären, als er schon längst hätte erkennen müssen, dass seine Mannschaft nur noch ein Schatten ihrer selbst war und ist. Klopp ist der emsige Architekt des Dortmunder Niedergangs. Während in Augsburg ein Trainer dem Team vorsteht, dessen leise Töne sich in den verborgensten Winkeln der Gehirne der Spieler verfestigt, scheint es so, dass Klopp nur in der Tonart hysterischer Begeisterung zu sprechen in der Lage ist.
„Die Borussia wähnte sich am Samstag in der BayArena nach einem torlosen Grottenkick irgendwo zwischen “Gut” und “Befriedigend”, es war viel die Rede von Intensität und Abstiegskampf, und überhaupt, führte der Trainer aus, man könne nicht Abstiegskampf predigen und Champagner-Fußball einfordern. Aber ein bisschen mehr als drei Torchancen in 90 Minuten hätten es schon sein dürfen. Ein bisschen weniger als 152 Fehlpässe wären auch drin gewesen, oder? Von 284 Zuspielen kamen ganze 132 beim eigenen Mitspieler an“, so Frank Lußem im Kicker.
Dass der FCA dennoch nicht als haushoher Favorit nach Dortmund fährt, hat nicht damit zu tun, dass Dortmund Dortmund ist und Augsburg Augsburg, sondern schlicht damit, dass der gegen Hoffenheim starke Alexander Esswein angeschlagen ist und wohl von Ji ersetzt werden muss. Das wiegt genauso schwer wie der Umstand, dass auch Callsen-Bracker angeschlagen ist und Baba noch in Afrika weilt. Das Augsburger Innenverteidiger-Pärchen Klavan/Callsen-Bracker gilt als unersetzliche Säule der Augsburger Erfolggeschichte.