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Sonntag, 21.04.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

Was bleibt von Pro Augsburg übrig?

Der Aufstieg und Niedergang Pro Augsburgs ist in der politischen Geschichte der Stadt einzigartig



Kommentar von Siegfried Zagler

Von einer ehemals hoffnungsvollen politischen Gruppierung ist eine Anekdote übrig geblieben: Pro Augsburg ist als Tiger abgesprungen und als Bettvorleger im Vorzimmer der CSU gelandet. Dies trifft für die Zeit der Regierungskoalition CSU/Pro Augsburg zu. Lange vor dem Wahltermin im März 2014 stand fest, dass diese Koalition nicht fortgesetzt wird, was sehr viel mit dem unglücklichen Agieren des damaligen Kulturbürgermeisters Peter Grab zu tun hatte. Grab war der Frontmann Pro Augsburgs. Nach dem verheerenden Wahlergebnis – Pro Augsburgs Sitze wurden auf die Hälfte reduziert – dämmerte es den Granden der Wählervereinigung, dass mit Grab kein Staat mehr zu machen ist. Und es dämmerte ihnen, dass sie im Verein längst keine Hausmacht mehr besaßen. Grab hatte Pro Augsburg im Lauf der Zeit mit Neumitgliedern aus seinem Umfeld verstärkt und hätte mit seiner neuen Hausmacht jede Abstimmung in seinem Sinn entscheiden können. So gesehen, kam die so genannte Missbrauchsaffäre den Alteingesessenen nicht ungelegen. Mit Grabs Ausscheiden aus dem Verein (samt seiner Gefolgschaft) und mit dem anstehenden Austritt aus der Fraktion beginnt für Pro Augsburg eine neue Zeitrechnung.

Einer Gruppierung, die sich im Wahlkampf  2007/2008 für den schnellen Wengert-Kö aussprach, um ihn nach dem Wahlkampf im Gleichklang mit der CSU schlecht zu reden und die sich im Wahlkampf für die Einführung der Doppik in der städtischen Buchhaltung stark machte, stünde es gut zu Gesicht, wenn sie an etwas arbeiten würde, das ihr in den Mühen der Ebenen verloren ging: Glaubwürdigkeit. Das Gesicht der ehemaligen Glamour-Gruppe ist unsichtbar geworden. Mit den Freien Wählern, die einen Stadtrat dazu bekamen und sich somit auf zwei Sitze „hocharbeiteten“, mit der AfD (vier Stadträte) und der FDP (ein Stadtrat) sowie der CSM (drei Stadträte) und der ödp (ein Stadtrat), befindet sich ein bürgerliches Spektrum jenseits der CSU im Stadtrat, das der ehemaligen „Regierungspartei“ eine Profilbildung in der Opposition nicht unbedingt leichtmacht.

Pro Augsburg hat sich in der Phase, in der es möglich gewesen wäre, nicht entwickelt, sondern auf den schwachen Glanz einer fragwürdigen Figur gesetzt. Die Strafe, die nun vermutlich folgt, wäre konsequent: Verlust aller Ausschusssitze und die damit verbundene politische Bedeutungslosigkeit. Der rasche Aufstieg und  nicht weniger rasche Niedergang der Wählervereinigung sind in der politischen Geschichte der Stadt einzigartige Vorgänge. Aufstieg und Fall Pro Augsburgs sind eng mit dem Namen Kurt Gribl verbunden. Augsburgs Oberbürgermeister hätte ohne Pro Augsburg die Wahl 2008 nicht gewinnen können. Gribl dürfte nach Pepper und Breuer als großer Oberbürgermeister und dynamischer Gestalter in die lokalen Geschichtsbücher eingehen, Pro Augsburg als Missverständnis.