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Donnerstag, 13.02.2025 - Jahrgang 17 - www.daz-augsburg.de

1860 vs. FCA: Fußball verkehrt

In einem spannenden und phasenweise hochklassigen Fußballspiel der Zweiten Bundesliga konnte sich der TSV 1860 München gegen den FC Augsburg mit 1:0 behaupten. 1860 hat somit über Weihnachten die letzten Abstiegsgespenster aus Giesing verscheucht, während es die Augsburger versäumten sich an der Tabellenspitze anzuflanschen. 

von Siegfried Zagler

Es war ein mitreißendes Derby mit einem in allen Bereichen überlegenen FCA und bis an die Grenze des Erlaubten kämpfenden Löwen, die sich am Ende als Sieger feiern lassen konnten, weil es der FCA bis auf wenige Ausnahmen nicht verstand aus dem Spiel heraus zwingende Chancen zu erspielen. Dabei fing der FCA, frenetisch angetrieben von seinem lautstarken Anhang, mit Pauken und Trompeten an. Zunächst strich ein Schuss von Stephan Hain aus 18 Meter knapp links am Tor von Gabor Kiraly vorbei (4.). Doch wenig später schlug ein abgefälschter 20 Meter Schuss von Alexander Ludwig, der mit viel Übersicht von Rösler angespielt wurde, im FCA-Gehäuse ein. 1:0 für München, ein unhaltbarer Ball. 

Am kreativen Moment fehlte es ein wenig 

Danach spielte nur noch der FCA, und zwar unbeeindruckt ob des frühen Rückstandes im Stile einer Spitzenmannschaft druckvoll und ballsicher mit überraschend wenig Aufbaufehlern aus dem Mittelfeld nach vorne. Allein am kreativen Moment, an der zündenden Idee vor dem Strafraum fehlte es ein wenig, aber immerhin war man taktisch klug genug, den aufs Kontern ausgerichteten Löwen nicht zu viele Räume zu lassen. Der FCA erarbeitete sich einige Chancen, indem er durch überlegene Ballsicherheit und Laufstärke der Löwen-Defensive viele Standardsituationen abrang. Dennoch hätte der TSV 2:0 in Führung gehen müssen. Benjamin Lauth wurde schön freigespielt, doch der ehemalige Nationalspieler und 60er-Kapitän hob den Ball nicht nur über den herausstürmenden Jentzsch, sondern auch übers Torgestänge(12). Der FCA dominierte nicht nur spielerisch das Geschehen in der Allianz-Arena, sondern auch kämpferisch. In der ersten Halbzeit wurden 69 Prozent der Zweikämpfe von den Augsburgern gewonnen, doch die Münchner hatten die größeren Chancen; Fußball verkehrt. 

Die Wende ließ sich nicht erzwingen

Michael Thurk:Vergab in der 55. Minute die große Chance zum Ausgleich Foto: fcaugsburg.de

Michael Thurk:Vergab in der 55. Minute die große Chance zum Ausgleich Foto: fcaugsburg.de


In der zweiten Halbzeit ließ der FCA nicht nach und schnürte die 60er minutenlang in deren Hälfte ein und unterband somit das gefährliche Konterspiel der Löwen weitgehend. Nun ergaben sich für den FCA auch Chancen aus dem Spiel heraus. Die größte Tormöglichkeit vergab dabei Augsburgs torgefährlicher Topstürmer Michael Thurk, der wunderbar von Traore bedient wurde, doch Thurk fand seinen Meister in Gabor Kiraly (55.). In der 76. Minute war 60-Keeper Kiraly wieder auf dem Posten als er den Drehschuss des freistehenden FCA-Kapitäns Möhrle parieren konnte. Zu diesem Zeitpunkt spielte der FCA bereits mit einem Mann mehr, da Holebas von Schiedsrichter Weiner wegen wiederholten Foulspiels Gelb-Rot sah. Jos Luhukay hatte bereits in der 72. Minute die FCA-Viererkette aufgelöst. Dominik Reinhardt musste für Robert Strauß weichen und sieben Minuten später setzte der FCA-Trainer mit einem Doppelwechsel alles auf eine Karte (für Brinkmann kam Hegeler und für de Roeck Torghelle), doch die Wende ließ sich auch damit nicht erzwingen.

Ein Fußballspiel lässt sich einfacher analysieren als eine Schachpartie und ist eben deshalb in letzter Konsequenz schwerer zu verstehen. In einem rassigen Derby, in dem über weite Strecken der FCA nicht nur spielbestimmend, sondern auch im kämpferischer Hinsicht die stärkere Mannschaft war, konnten die Augsburger insgesamt als Mannschaft überzeugen. Und dennoch verloren sie gegen die Münchner, die kaum in der Lage waren auf Augenhöhe mitzuspielen. „Fußball verkehrt“ kommt allerdings nicht unbedingt selten vor, und wenn man davon ausgeht, dass es stimmt, dass der Fußballgott gerecht sei und sich in einer Saison alles ausgleiche – eine Behauptung die sich im Sport als Wahrheit etabliert hat – dann darf man auf eine grandiose Rückrunde gespannt sein, da der neue FCA gestern in München sowie des öfteren im gesamten Verlauf der bisherigen Hinrunde als bessere Mannschaft unverdientermaßen sieglos vom Platz gehen musste. 

FCA: Jentzsch – Reinhardt (72. Strauß), Möhrle, de Roeck (79. Torghelle), Buck – Sinkala, Traore, Brinkmann (79. Hegeler), Ndjeng – Thurk, Hain.

Tor: 1:0 Ludwig (5.)

Zuschauer: 37.100