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Montag, 20.01.2025 - Jahrgang 17 - www.daz-augsburg.de

„100 Tage Linie 6 – und sie fährt immer noch“

Mit diesem Scherz leitete OB Dr. Kurt Gribl die gestrige Pressekonferenz zur neuen Straßenbahnlinie nach Hochzoll ein und stapelte damit tief. Die Linie 6 fährt nicht nur, sie befördert bereits 21.000 Fahrgäste täglich, genauso viel wie die fünf Altbuslinien vor dem 12. Dezember 2010.

In Sichtweite zum tim: 60-Millionen-Baustelle "Linie 6" (Foto: Kleeblatt-Film)

In Sichtweite zum tim: 60-Millionen-Baustelle "Linie 6"

(Foto: Kleeblatt-Film)


„Für ein vom Nahverkehr bereits erschlossenes Gebiet ist das für die Startphase eine sehr erfreuliche Zahl“, so Stadtwerke-Chef Norbert Walter, der nach dem Kö-Umbau eine Steigerung der Fahrgastzahlen um weitere zehn bis zwanzig Prozent erwartet. Im Endausbau der Mobilitätsdrehscheibe mit einem umgebauten Hauptbahnhof und schnelleren Fahrzeiten sollen es 30.000 Fahrgäste werden.

Der noch nicht ausgebaute Kö ist für Walter das derzeit größte Manko für die Linie 6: „Wir stehen uns am Königsplatz wegen fehlender und zu kurzer Bahnsteige selbst im Weg.“ Zwei bis drei Minuten Verspätung bis Friedberg seien die Folge. Anfänglich waren es sogar acht bis zehn Minuten. Durch eine Vielzahl kleinerer Maßnahmen wie zusätzliche Signalanlagen und die Optimierung der Verkehrsleittechnik habe man die Kinderkrankheiten der ersten Wochen jedoch weitgehend ausmerzen können.

Gefühlte Vierspurigkeit, gefühlter Stau

Hat sich dank dynamischer Verkehrsinformation nicht eingestellt: der "gefühlte Stau"

Hat sich dank dynamischer Verkehrsinformation nicht eingestellt: der "gefühlte Stau"


Kurt Gribl ließ gestern noch einmal die Bauphase zu Beginn seiner Amtszeit Revue passieren. Die vorgefundene Situation mit einem bereits laufenden Verfahren einerseits und dem Wunsch nach nochmaliger Prüfung andererseits sei „verdammt schwierig“ gewesen, so Gribl. In der Umsetzungsphase der beiden Ziele „keine Staus“ und „keine Schleichverkehre“, die man mit dynamischer Steuerungs- und Leittechnik und begleitenden Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung in den Griff bekommen wollte, habe er sich „nicht immer gut gefühlt“.

Den Begriff „gefühlte Vierspurigkeit“ habe er jedoch nicht geprägt. Der sei ihm damals nur zugeordnet worden, so der OB, der statt dessen gestern die Urheberschaft für den Begriff des „gefühlten Staus“ reklamierte, der sich nicht eingestellt habe.

Vielzahl städtebaulicher Begleitmaßnahmen

Sowohl Gribl als auch Baureferent Gerd Merkle wiesen gestern darauf hin, dass die Linie 6 kein reines Verkehrsprojekt gewesen sei, sondern auch ein städtebauliches. Der Bau der Linie sei Anlass gewesen, mit einer Vielzahl städtebaulicher Begleitmaßnahmen die Lebendigkeit und Wertigkeit des Stadtteils Hochzoll zu steigern. Beispielhaft nannte Gribl den Spickelpark als „Ergebnis kreativer Zusammenarbeit zwischen Stadt und Bürgern“. Für 500.000 Euro sei der Park neu gestaltet worden, unter anderem mit einem Erdwall als Sichtschutz zur Friedberger Straße und einer Brücke, mit der die beiden Liegewiesenseiten am Hauptstadtbach miteinander verbunden wurden. Der Park soll heuer mit einem Sommerfest eröffnet und die gelungene Gestaltung gebührend gefeiert werden.

Die aktive Stadtteilentwicklung beginne aber eigentlich erst, so Gerd Merkle. Kürzlich habe ein Stadtteilmanager seine Arbeit aufgenommen. Seine Aufgabenschwerpunkte liegen im Management der Geschäftsstraßen, der Beratung von Immobilieneigentümern und im Leerstandsmanagement. Auch das weitere Engagement von Anwohnern und Eigentümern ist jetzt gefragt.