Triumph der Bescheidenheit
Warum Linkssein immer noch notwendig ist: Petra Pau stellt in Augsburg ihr Buch vor und erzählt dabei von ihren Demütigungen und kleinen Triumphen.
Von Siegfried Zagler

So wie sie von Peter Ramsauer beschimpft wurde („Gottlose Type“), so der Titel ihrer kurzweiligen Anekdotensammlung, die von großen Demütigungen und kleinen Triumphen erzählt. Pau gehört zu den wenigen populären PolitikerInnen der Republik, die mit biografischer Authentizität zu gewinnen verstehen, ohne dabei die Aura der Bedeutsamkeit zu strapazieren. Ihre Rede im September 2014 gehört längst zu den wenigen Gebrauchstexten der pragmatischen Linken, die jenseits der „Parteikultur“ die Hoffnung pflegen, dass sich der europäische Kapitalismus von innen heraus überwindet. Es nahe Neues am weltgeschichtlichen Horizont, so Pau im Epilog ihres Kurzbuches: „Könnte es nicht sein, dass im Schoße des Kapitalismus inzwischen Lösungen reifen, die über ihn hinausweisen? Jede gesellschaftliche Revolution hatte stets zwei materielle Grundlagen: bislang nicht gekannte Möglichkeiten der Kommunikation und epochal neue Energiequellen (…) Was wäre also, wenn die aktuellen Stichworte dafür Solar und Internet heißen? Wenn Monopol und Profit dadurch infrage gestellt werden könnten? “ – „Links sein im 21. Jahrhundert“, so betitelte Petra Pau ihre Rede, die in ihrem vorgestellten Buch nicht enthalten ist. Ein Buch, das vom Alltag einer Politikerin erzählt, deren Bescheidenheit auch dann noch glaubwürdig bleibt, wenn sie mit Luxuslimousine und Chauffeur von der Theorie in die Praxis wechselt.
Petra Pau – „Gottlose Type“ – Eulenspiegel Verlag. —– Foto: Petra Pau und Kurt Idrizovic