Augsburg ist Welterbe-Stadt
Seit wenigen Stunden ist es offiziell: Augsburg gehört mit seinen Wassersystemen zu den Welterbestätten!
Ohne große Diskussionen bewilligte die Unesco-Kommission am Samstagnachmittag in Baku den Augsburger Antrag zur Aufnahme der besonders erwähnenswerten und schützenswerten Denkmäler. Die Idee kam 2011 über Martin Kluger in das Kulturreferat zu Peter Grab, der den Gedanken zwar aufnahm, aber zu wenig unternahm, um das Projekt auf einen breiten Weg zu bringen. Acht Jahre und zwei Millionen Euro waren nötig, um nun den werbeträchtigen und ehrenvollen Titel nach Augsburg zu holen.
„Bis gestern gab es in Deutschland 44 Natur- und Kulturerbestätten, die offiziell den Titel Unesco-Welterbe tragen. Welterbe, das sind Zeugnisse gesellschaftlicher und technologischer Entwicklungen. Und seit heute darf auch Augsburg diesen Titel tragen – das Unesco- Welterbekomitee hat das weltweit einmalige Augsburger Wassermanagement-System offiziell zum Weltkulturerbe erklärt. Hierzu zählen insgesamt 22 bedeutende technische wie architektonische Denkmäler vom 15. bis zum frühen 20. Jahrhundert.“ So die Marketingabteilung der Stadt, die zeitnah eine Presseerklärung verschickte – und dabei eine besondere Tour zu allen Denkmälern ankündigte.
„Für Augsburg und den Freistaat Bayern ist dies eine große Ehre. Wir nehmen die Verpflichtung, unser Welterbe zu schützen und es anderen Menschen näher zu bringen, gerne an“, so Augsburgs Kulturreferent Thomas Weitzel vor der Unesco-Kommission. Stadtwerke-Chef Alfred Müllner bewertet den Welterbetitel als „eine Auszeichnung für 800 Jahre nachhaltige Trinkwasserversorgung im Wandel der Jahrhunderte jeweils mit modernsten Methoden und Techniken.“ In einer Zeit, in der Millionen von Menschen weltweit keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben, könne der nachhaltige Umgang mit der Ressource beispielgebend sein. So wird Müllner in der AZ zitiert. Im Sommer 2016 stand das Projekt vorübergehend auf der Kippe, weil aus der Mitte des Stadtrats Sorgen formuliert wurden, dass die Stadt mit zu hohen Folgenkosten zu rechnen habe. Das wurde im Juli 2016 mithilfe der DAZ aus dem Weg geräumt: „Bei einer Unesco-Bewerbung fließt nämlich nicht einfach viel Geld in die Kultur. Eine Unesco-Bewerbung ist nicht Konsumption, sie ist eine Investiton. Kultur ist die Basis. Nutznießer ist die Wirtschaft. Dass ein Unesco-Welterbe mehr bringt als es kostet, ist keine Vermutung. Das bestätigen empirische Daten und Wissenschaftler, die zur Ökonomie des Welterbes forschen. Eine Erkenntnis: Die Zahl der Besucher einer Welterbestadt nach einer Nominierung steigt dauerhaft um mehrere Prozente.“ So die DAZ-Replik zu den Verhinderungsexperten im Augsburger Stadtrat; Autor war damals Martin Kluger.
Die Augsburger Baku-Delegation: Rolf Höhmann, Sandra Kaiser, Stefan Krawielicki, Thomas Weitzel, Birgitta Ringbeck, Juliane Schmid, Ulrich Müllegger, Antonia Hager, Katrin Wirth (v.l.) Foto: Ulrich Müllegger
Doch diese Bedenken sind längst verstummt, inzwischen sieht sich die Stadt selbstbewusster, wie auch im Statement der Grünen Bundestagsabgeordneten Claudia Roth deutlich wird: „Augsburg hat immer schon Wasserschutz betrieben, auch um den zukünftigen Generationen sauberes Wasser zu ermöglichen. Ein zentrales Ziel der Vereinten Nationen ist es, allen Menschen weltweit bis zum Jahr 2030 den Zugang zu sauberem Wasser zu sichern. Der Welterbetitel kann da Ansporn sein, auch von kommunaler Ebene aus weiter dazu beizutragen, Anregungen und Innovationen beizusteuern – kurzum: zu zeigen, wie eine Welterbestätte nicht nur mit ihren historischen Orten umgeht, sondern dieses Wissen über den nachhaltigen Umgang mit der Ressource Wasser auch in die heutige Zeit überträgt.“
„Die Freude in der Stadt ist riesig“, wie es auf der städtischen Homepage heißt. Oberbürgermeister Dr. Kurt Gribl sagte in einer ersten Reaktion: „Mit der Auszeichnung des Augsburger Wassermanagement-Systems als Weltkulturerbe würdigt die Unesco einen unvergleichlichen Schatz, den die Stadt seit ihrer Stadtgründung birgt.“ Um die Auszeichnung zu feiern, steigt am Samstag, 20. Juli, ein großes Wasserfest – größtenteils in der Innenstadt. Infos dazu unter www.wassersystem-augsburg.de
Das Augsburger Wassermanagement-System ist ein einzigartiges Beispiel für eine mehr als 800-jährige lückenlose Entwicklung einer kommunalen Wasserwirtschaft – bis heute. Das System erstreckt sich zwischen Lech und Wertach sowie dem Trinkwasserschutzgebiet Stadtwald. Das Welterbe umfasst 22 Stationen. Zu ihren gehören 10 Wasserkraftwerke, 4 Trinkwasserwerke (Unteres Brunnenwerk, Brunnenwerk am Vogeltor, Wasserwerk am Roten Tor, Hochablass-Wasserwerk), 3 Monumentalbrunnen, der Galgenablass im Stadtwald, das Hochablass-Lechwehr, der Eiskanal, knapp 190 Kilometer Lechkanäle und die Stadtmetzg.