Otello: Tragisch ohne würdigen Bühnen-Rahmen
Die zweite Opernpremiere der Spielzeit findet in der Kongresshalle nur teilweise überzeugende Bedingungen für das tragische Geschehen auf der Bühne
Von Halrun Reinholz
Bei den großen tragischen Opern, wie eben Otello, merkt man es leider sehr schmerzhaft, wenn der würdige Rahmen fehlt. Zwar war die Inszenierung bereits ein Ersatz für „Rusalka“, die man auf der Bühne der Kongresshalle wohl gar nicht hätte spielen können, doch auch die weniger personalintensive Verdi-Oper litt sichtlich an den beschränkten Möglichkeiten, die die Allzweckbühne im Kongress-Saal nun einmal bietet.Dennoch ein schöner Opernabend in der Kongresshalle. Domonkos Héja und die Philharmoniker mussten zwar auch diesmal wieder ebenerdig gegen die Sänger „anspielen“, doch nach einer etwas dominanten „Einwärmungsphase“ gelang das ganz gut. Dank der hervorragenden Sänger kam das Publikum in den Genuss wunderbarer Musik. Als Otello kam ein alter Bekannter als Gast nach Augsburg zurück: Der Georgier Zurab Zurabishvilli, der den „Mohren“, den Außenseiter ohne Selbstbewusstsein, der sich leicht manipulieren lässt, auch ohne Blackfacing überzeugend verkörperte. Als Jago war in der Premiere der Koreaner Antonio Yang zu erleben, er wechselt sich in dieser Rolle mit dem Isländer Olafur Sigurdarson ab. Ji-Woon Kim torkelt als Cassio durch die Oper, ist aber stimmlich wie gewohnt überzeugend, ebenso wie Christopher Busietta als Rodrigo. Sally du Rand glänzt nuancenreich als Desdemona, flankiert von Kerstin Descher als Emilia. Gerade wegen dieses hervorragenden Hörerlebnisses tun die räumlichen und technischen Unzulänglichkeiten der Kongresshallenbühne richtig weh. Zumindest wird deutlich, wie wichtig gerade für Operninszenierungen eine hochwertige Theaterausstattung ist. Dem Augsburger Opernpublikum bleibt nichts anderes übrig, als die guten Darsteller zu schätzen und mit Fassung auf eine lange Durststrecke zu blicken.
Foto: Großartig: Zurab Zurabishvilli als Otello und Sally du Rand als Desdemona (c) A.T. Schaefer