Opernball: No business like show business
Für eine Nacht verwandelte sich das Theater in die Glamour-Welt von Hollywood
Von Halrun Reinholz

Bekenntnis zum Theater in der Stadt
Die Teilnahme am Opernball ist nicht nur ein gesellschaftliches Ereignis, sondern ein Bekenntnis zur Institution Theater vor Ort. Genau mit diesem Ziel hat Juliane Vottelers Vorgänger Ulrich Peters vor 16 Jahren das Große Haus zum ersten Mal für das Ballpublikum geöffnet – im wahrsten Sinne des Wortes. Denn außer dem üblichen Zuschauerbereich stehen beim Opernball auch die sonst verborgenen Räume zur Verfügung: Die Hinterbühne ebenso wie die verschlungenen Gänge und Treppen zu den Probe- und Werkstatträumen. Der Ballbesucher fühlt sich als Entdecker von Nischen und Ecken, die bei allem Wiedererkennungswert auch nach 16 Jahren Geheimnisvolles zu bieten haben. Schuld daran ist der geniale Ausstattungsleiter Wolfgang Buchner, der sich passend zum Motto jedes Jahr für den gesamten Ballbereich eine künstlerisch aufwendige und hintersinnige Deko einfallen lässt.
Ein Fest der Rituale
In diesem Jahr ließ das Motto Hollywood auf der Probebühne II eine Marylin Monroe Bar entstehen, wo man unter den überdimensionalen Beinen des Hollywood-Stars Simeon`s Jazzboutique lauschen konnte. Das war so ziemlich der ruhigste Aufenthaltsort während des Balls. Tanzfrei war sonst nur noch die Kantine, wo Harry Alt mit seinem Jazz-Trio unverstärkt Dinner-Musik zum besten gab. An allen anderen Orten stand, wie es sich für einen Ball gehört, das Tanzen im Mittelpunkt: Klassisch nach Wiener Vorbild im Großen Saal, inklusive Mitternachtsquadrille – zunächst mit den Augsburger Philharmonikern, danach etwas flotter mit dem Salonorchester Frank Lippe. Im Eingangsbereich und den diversen Foyers, im Malsaal, Ballettsaal und im Hoffmannkeller – überall drängten sich Tanzpaare. Die Ballveranstalter setzten aufs Bewährte, die selben Bands wie im letzten und meist auch in den vorherigen Jahren. Opernball ist nicht zuletzt ein Fest der Rituale.
Hohe Kunst: Show durch alle Sparten

Verlässliche Rituale
Zu den Ritualen des Opernballs gehört auch das Flanieren, das Zurschaustellen von Kleidern, das Erkennen von Stadtprominenz aus Politik und Wirtschaft. Dass viele davon das Theater und speziell den Opernball finanziell unterstützen, wurde vom Ensemble auch in diesem Jahr wieder mit einem Sponsoren-Song gewürdigt (zur Melodie von Puttin‘ on the Ritz). Natürlich ist der Opernball auch ein Jahrmarkt der Eitelkeiten und wenn um Mitternacht das Ball-Journal verteilt wird, hat man die Chance, die Promis im Bild zu sehen, die man im Balltrubel vielleicht übersehen haben sollte. Und wer nach dem Weißwurst-Ritual doch irgendwann nach Hause gehen möchte – in diesem Jahr unter etwas erschwerten Bedingungen im Schneegestöber – kann sich darauf verlassen, dass es wieder das Frühstückskörbchen am Ausgang gibt. Der Opernball ist nach 16 Jahren eine Institution geworden. Nicht zuletzt wegen des gut durchmischten (durchaus nicht nur prominenten) Publikums, das sich im Theater sichtlich zuhause fühlte.
Wenn 2017 vorerst das Finale kommt, liegt die Latte hoch für die künftige Entwicklung dieses Fixpunktes der Stadtgesellschaft. The show must go on.